„Wer geblitzt wird, ist selbst schuld“
Der Radarwagen des Kreises wird regelmäßig eingesetzt. Moderne Technik überführt jeden Temposünder.
Neersen. Uwe Meyer hantiert mit einem Zollstock an seinem Dienstwagen herum. „20, 20“ murmelt er beim Ablesen. Er trägt es in einem Protokoll ein. Alles muss nach Vorschrift laufen.
Meyer ist Beamter in der Bußgeldstelle des Kreises Viersen. Er hat den Nachmittag-Dienst für den ersten von zwei Radarwagen übernommen. Bevor er in das Auto steigt, muss er es noch einmal nach hinten verschieben. Drei Meter Freiraum brauchen die beiden Kameras auf dem Beifahrersitz und im Kofferraum. „Wer den Wagen dann nicht sieht, ist selbst schuld“, sagt Meyer schmunzelnd.
Der Nachmittag beginnt ertragreich: Ein Lkw fährt zu schnell durch die Virmondstraße, eine Tempo-30-Zone. 43 km/h misst das Radargerät. Geblitzt wird bei einer Tempoüberschreitung von zehn km/h. Und wieder blitzt es. Eine junge Fahrerin. Sie ist mit 48 km/h die Schnellste an diesem Nachmittag.
Doch es scheint, als ob sich der Standort des Radarwagens schnell herumgesprochen hat: Viele Fahrzeuge bleiben unter der Blitz-Grenze, ein langsamer Landrover fällt auf. Er fährt mit dem ungewöhnlich niedrigen Tempo von 25 km/h vorbei, guckt in das Blitzer-Auto und erkennt die Radaranlage.
Meyer kennt das. Es kommt auch vor, dass Autofahrer anhalten und sich erkundigen, wie teuer es wird. „Seltener wird schon mal gegen den Radarwagen getreten oder gespuckt“, schildert er seine Erfahrungen. Dieses Verhalten mancher Fahrer bleibt ihm heute aber erspart.
Auch wenn nichts los ist, muss Uwe Meyer seine Augen auf den Verkehr gerichtet haben. Er gilt im Falle eines Einspruches als Zeuge. „Ein Buch lesen kann ich nicht.“
Wenn ein Motorrad zu schnell vorbei rast, muss er sich das Kennzeichen notieren, denn das wird, da es sich am Heck des Motorrades befindet, nicht fotografiert. „Im Zweifelsfall haben wir ja noch das Aussehen des Fahrers, wie zum Beispiel den Helm. Widerstand ist da zwecklos.“
Plötzlich ertönt ein Martinshorn, ein Rettungswagen näher sich von hinten. Meyer schaltet die beiden Kameras aus. „Der Rettungswagen muss natürlich kein Verwarngeld bezahlen.“
Die beiden Kameras kann er über zwei Displays auf dem Beifahrersitz einsatzbereit schalten. Zu Analogzeiten hat es das noch nicht so bequem gegeben, erzählt er. Die Bilder der Autofahrer werden auf einer Festplatte gespeichert. Diese und die beiden Kameras sowie die Technik am Beifahrersitz werden von fünf großen Akkus mit Strom versorgt. „Das Ganze muss natürlich wegen des hohen Gewichtes besonders gefedert werden“, erklärt Uwe Meyer.
Es wird wieder ruhig, doch das stört den Beamten nicht, ganz im Gegenteil: „Wir haben also Erfolg.“ Ihm gehe es nicht darum, möglichst viele Leute zu blitzen. Aber: „Wer geblitzt wird, ist selbst schuld.“ Immer wieder klickt es, viele Fahrzeuge fahren um die 10 km/h zu schnell.
Meyer schaltet die Kameras aus. Genug für heute. Innerhalb von 37 Minuten hat er 13 Fahrzeuge fotografiert. Das sei nicht besonders viel, eher normal. Und wieder muss das Protokoll ausgefüllt werden. Danach fährt Meyer nochmal die Virmondstraße rauf und wieder runter. Er muss bezeugen, dass die Schilder sichtbar gewesen sind. „Es kann auch mal vorkommen, dass ein Lkw Möbel auslädt und niemand die Schilder lesen kann“, sagt er.
Feierabend. Meyer parkt den Volkswagen und lädt die Akkus auf. Morgen früh geht es wieder los. Ein Kollege wird dann die Raser mit dem Kamera-Klick überführen.