Flüchtlinge: Ankunft wird verschoben
Da die Handwerker noch nicht fertig sind, wird das Ex-Hospital erst nächste Woche zur Notunterkunft.
Willich. Mittwochmorgen ist Günther Reipen von der Bezirksregierung Arnsberg erstmals im ehemaligen Katharinen-Hospital in Willich eingetroffen. Schon wenig später stand für ihn fest: Der Einzug der ersten 50 Flüchtlinge, der eigentlich schon am Freitag über die Bühne gehen sollte (die WZ berichtete), muss verschoben werden. „Wir können diesen Menschen nicht zumuten, in eine Baustelle zu ziehen“, erklärte er im Gespräch mit unserer Zeitung.
In der Tat haben noch an vielen Stellen im Haus die Handwerker das Sagen. Vor allem Elektriker und Installateure. „Mit einem teils so schlechten Zustand des ehemaligen Krankenhauses, das ja erst seit einigen Monaten leer steht, hätte ich nicht gerechnet“, räumt Reipen ein. So seien zum Beispiel viele Toiletten extrem dreckig. „Ich hätte mich wahrscheinlich geweigert, hier als Patient eingeliefert zu werden“, sagt der Mann aus Arnsberg. Er wird die dortige Bezirksregierung auch künftig in dem Haus an der Bahnstraße vertreten.
Gemeinsam mit Snozana Doroski, die neben der Flüchtlings-Unterkunft im ehemaligen Alexius-Krankenhaus Neuss nun auch die Notunterkunft in Willich leitet, und deren Stellvertreter Khalid Lekkak machte Reipen am Mittwoch eine erste Begehung des Katharinen-Hospitals. Mit dabei war auch Anna Rieve von der Gemeinschaft der Gemeinden Willich. Sie ist Koordinatorin der ehrenamtlichen Tätigkeiten. Rund 70 Frauen und Männer, darunter auch einige Asylbewerber, hatten kürzlich bei einem Treffen im Katholischen Pfarrzentrum an der Hülsdonkstraße ihre Hilfe für die Flüchtlinge angekündigt.
Im Erdgeschoss des alten Krankenhauses wird bereits die künftige Kleiderkammer mit Regalen ausgestattet. Hier kann zum Beispiel warme Winterkleidung, die gespendet wurde, an die Flüchtlinge ausgegeben werden. 200 bis 250 Asylbewerber sollen an der Bahnstraße für kurze Zeit untergebracht werden. „Im Laufe der nächsten Woche“ sollen die Ersten nun eintreffen, informiert Günther Reipen.
Ebenfalls im Erdgeschoss befinden sich die Räume für die festen Mitarbeiter der Einrichtung — vier vom Sozialdienst, zwei von der Verwaltung, vier vom Sicherheitspersonal sowie Küchendienst, Reinigungskräfte und Hausmeister. In den ehemaligen Patientenzimmern in der Etage darüber sieht es teilweise schon so aus, als könnten sie tatsächlich am Freitag bezogen werden. In einem kleineren Raum mit Bad sind zwei Etagenbetten aufgestellt worden. „Hier werden vier Alleinreisende gemeinsam untergebracht werden“, berichtet Günther Reipen. In einem größeren Raum am gleichen Flur ist Platz für sechs Personen. „Das ist ein typisches Familienzimmer“, so Reipen.
Das Mobiliar muss größtenteils neu angeschafft werden. Die Räume selbst machen einen stark verwohnten Eindruck. Einzige Ausnahme: Der erst vor wenigen Jahren errichtete Anbau an der Rückseite des Hauses. Dort sieht, soweit es erkennbar ist, alles deutlich besser aus — doch dieser Trakt wurde von den St.-Augustinus-Kliniken als Eigentümer der Einrichtung nicht für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt.