Flüssigkeitsmangel: Melone und Eis für Senioren

In den Seniorenheimen lässt man sich etwas einfallen, damit die Bewohner genug Flüssigkeit zu sich nehmen.

Willich/Tönisvorst. Unter der Hitze leiden auch die Mitarbeiter und älteren Mitbürger in den Senioreneinrichtungen. Leichte Kost, Durchlüften und zusätzliche Getränke sind Maßnahmen, die ergriffen werden. Dabei wird mit so manchen Tricks gearbeitet, um nicht so trinkfreudigen Senioren notwendige Flüssigkeiten zu geben. Die WZ hörte sich um.

„Es gibt bei uns nicht wenige Bewohner, die scheuen sich zu trinken, weil sie nicht so oft am Tag oder in der Nacht zur Toilette gehen wollen, diese Gänge sind für einige mühsam“, sagt die Leiterin der Vorster Einrichtung Kandergarten, Marion Scherer. Dabei versuche man es mit einer kleinen List: „Anstatt des reinen geschmacklosen Wassers geben wir normales Eis oder Wassereis mit etwas Geschmack, bringen kleine Zwischenmahlzeiten, wie kleine Stücke Wassermelonen, aufs Zimmer, das klappt ganz gut.“

Statt heißer Suppen gibt es Kaltschalen und zum Nachtisch einen Eiscafé, ergänzt die Leiterin der Einrichtung mit 60 Bewohnern. Und was dort besonders gut ankommt: kalte Fußbäder. Bei den besonders Pflegebedürftigen werde natürlich bei den „Trinkprotokollen“ besonders darauf geachtet, dass genügend getrunken wird. Marion Scherer: „Ein bis eineinhalb Liter Flüssigkeit sollten es täglich schon sein, zwei Liter wären besser.“

„Viele Bewohner kommen mit der Hitze besser zurecht als die Mitarbeiter“, sagt die Leiterin des Anrather Altenheimes St. Josef, Silvia Küppers. Dies gelte vor allem für die Pflegekräfte und für die Mitarbeiter der Hausreinigung. Wie in Vorst wird auch in Anrath morgens ganz früh leicht durchgelüftet, Silvia Küppers: „Nicht stark durchgelüftet, sonst erkälten sich die Senioren.“

Derzeit sind es dort 86 Bewohner in drei Wohngruppen. Vor allem Säfte und Schorle würden dort stärker als sonst angeboten, natürlich auch für die Besucher. Wasser ist für viele nicht der Renner. Die Leiterin: „Es wird an den heißen Tagen viel Buttermilch getrunken, aber auch Malzbier wird gewünscht.“ Auch hier gibt es Kaltschalen statt Suppe, gemischter Salat statt Gemüse. Obwohl die Leiterin auch andere Erfahrungen gemacht hat: „Einige Bewohnerinnen bleiben beim Bekannten, essen lieber ihre Möhrchen mit Kartoffeln als Salate.“

Auf schweißtreibende Aktionen werde verzichtet. So spaziert zum Beispiel die ehrenamtliche Rollstuhl-Schiebergruppe mit den Senioren nicht durch den Ort, sondern versammelt sich an schattigen Plätzen draußen am Gartenteich. „Aber es gibt auch ältere Herrschaften, die lieber in den Ort und was erleben wollen, trotz der Hitze“, sagt Silvia Küppers.

„Die dicken Plumeaus raus, baumwollene leichte Decken rein in die Betten“, dies ist, so die stellvertretende Pflegedienstleiterin des Schiefbahner Hubertusstiftes, Gabriele Lüdtke, nur eine der vielen Maßnahmen. Auch dort gilt für die 116 Bewohner: frühmorgiges Lüften, Jalousien in den Zimmern tagsüber runter, passende Kleidung und vermehrt Getränke. Mit Vorliebe seien es in Schiefbahn Schorle, Wasser, kalte Tees oder Kaltschalen. Lüdtke: „Aber es gibt Ausnahmen, einige brauchen morgens ihre heiße Tasse Kaffee oder den heißen Tee.“ Zum Essen gibt es mehr Salate oder Gemüse ohne Soße.

Generell gebe es dort zwar auch Trinkprotokolle, aber die Mitarbeiterin ergänzt: „Wir zwingen grundsätzlich keinen, bieten nur mehr an.“ Geachtet wird aber dennoch darauf, dass mindestens ein Liter am Tag getrunken werde, nach Möglichkeit mehr.

Im benachbarten Demenz-Garten sind schattige Plätze gefragt. Draußen im Vorhof gibt es für die Demenzkranken eine imaginäre Bushaltestelle, um ihnen das Gefühl von Beweglichkeit und Freiheit zu vermitteln. Aber bei den hohen Temperaturen kommt keiner auf die Idee, dort auf den Bus zu warten. Obwohl reale Touren zu schattigen Eisdielen wohl nicht schlecht wären . . .