Französischer Pfarrer verstärkt St. Töniser Gemeinde
Robin Sautter hat mit seiner Familie Arras verlassen, um in Deutschland zu leben und zu arbeiten.
St. Tönis. „Ich komme aus Grenoble. Ich liebe das Skifahren, die Berge. Aber ich werde beruflich immer ins Flachland verschlagen.“ Robin Sautter lacht herzlich. Der 35-Jährige hat Arras im Norden Frankreichs hinter sich gelassen, wo er acht Jahre lang als Pfarrer in der kleinen evangelischen Gemeinde gewirkt hat. Nun betritt er Neuland. Für zwei Jahre verstärkt er das Team der evangelischen Kirchengemeinde an der Hülser Straße.
Robin Sautter ist der erste französische Pfarrer, der das Austauschprogramm zwischen der Evangelischen Kirche im Rheinland und der „Eglise protestante unie“ in Frankreich nutzt, um in Deutschland zu arbeiten.
Marcus Wetter, Presbyter in St. Tönis und Vorsitzender des Partnerschaftsausschusses, war auf Sautters Bewerbung aufmerksam geworden. Der Superintendent stimmte dem Austausch zu, ein Kennenlernen im März in St. Tönis machte den Weg frei: Seit August wird in der evangelischen Kirche in St. Tönis nun auch mit charmantem französischen Akzent gebetet.
„Freundschaft und Frieden zwischen Frankreich und Deutschland müssen immer wieder gebaut werden. Beziehungen sollten nicht nur über die Wirtschaft laufen“, erklärt Sautter, warum es ihn nach Deutschland zieht. Er möchte nah dran sein am Leben. Er spricht fließend Deutsch, hat es in der Schule gelernt: Er kennt Nürnberg und Freiburg, aber den Niederrhein und das Ruhrgebiet noch nicht.
Skifahren wird er nicht. Sautter setzt aufs Rad: „So erkunde ich mit meiner Familie die Gegend.“ Familie, das sind seine Frau Anne, eine Grundschullehrerin und die drei Töchter Héloise, Cécile und Manon. Für Héloise, seine Zehnjährige, ist dieser Umzug in ein neues Leben mindestens ein so großes Abenteuer wie für den Papa: „Sie besucht jetzt das Michael-Ende-Gymnasium, kann bisher nur einige Worte Deutsch, aber das kommt.“
In den ökumenischen Einschulungsgottesdiensten in St. Tönis hat Sautter bereits mitgewirkt und die Atmosphäre genossen. „Das ist ein wichtiges Ereignis, das das Kind mit Gott erlebt.“ Zurzeit lernt er alle Aktivitäten, die in der großen Gemeinde angeboten wird, kennen. „Es sind so viele“, staunt er. Die Kirche hier habe sehr viel mehr Mittel zur Verfügung, als er es gewohnt sei. „Sie setzt das Geld gut ein“, sagt der Franzose. Alles sei sehr gut organisiert.
Die zwölf hauptamtlichen Mitarbeiter und das Presbyterium hat er bereits kennengelernt. „Er ist schon in den Konfirmandenunterricht eingebunden, wird bald die ersten Taufen begleiten und Andachten gestalten“, sagt Pfarrerin Daniela Büscher-Bruch, die sich über die Verstärkung im Team freut. Eine Verstärkung ist Sautter auch musikalisch: Er singt im Jugendchor und hat auch schon im Gottesdienst Klarinette gespielt. Seine Liebe zur Musik kann er auch im Flachland ausleben.