Für gute Ideen gibt’s keine Kredite
Kreditklemme: Bei den Banken holte sich Thorsden Marschner vor der Gründung seiner Musikschule nur Absagen.
Willich. Wenn Thorsden Marschner seinen Blick über 70 Seiten Papier, die fein säuberlich in einer Präsentationshülle abgeheftet sind, schweifen lässt, dann wird sein Blick ein bisschen zynisch. "Das war unser Businessplan, in dem viele Tage Arbeit, Bauchschmerzen, schlaflose Nächte und auch Tränen stecken", bemerkt er.
Mit dem auf drei Jahre ausgelegten Plan, den er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Ursula Weber - nach vielen Informationsgesprächen bei der IHK und dem Steuerberater - ausgearbeitet hatte, startete er vor drei Jahren seine Rundreise bei den Banken in Willich und Umgebung. Marschner wollte seinen Lebenstraum realisieren - und dafür benötigte er ein Startkapital von 50000Euro. Der Traum: eine eigene Musikschule.
Als gelernter Banker war Marschner nicht glücklich. 2002 änderte er daher sein Leben radikal und erfüllte sich einen ersten Wunsch. Er, der seit seinem 19 Lebensjahr Schlagzeug spielte, absolvierte an der Düsseldorfer Fachschule für Schlagzeug ein Vollzeitstudium und arbeitet danach als Schlagzeuglehrer für private Musikschulen.
"Damals kam schon die Idee auf, einmal eine eigene Musikschule ins Leben zu rufen", erinnert sich der heute 35-Jährige. Im August 2006 beschloss er zusammen mit Ursula Weber, die Idee in die Tat umzusetzen. Die beiden entwarfen den für einen Kredit benötigte Businessplan, in dem vom Konzept über die Rentabilität bis hin zur Preisanalyse und einer Umfrage von Willicher Bürgern alles vorhanden war.
"Die erste Bank, bei der ich vorstellig wurde, verlangte eine höhere Beteiligung in Sachen Umfrage. 100 positive schriftliche Bescheide für eine Musikschule reichten ihr nicht", berichtet Marschner. Er und seine Freundin legten 80 weitere Unterschriften dazu. "Das war montags. Dienstags kam die Absage", erinnert sich der Willicher.
Entmutigen lassen wollte er sich nicht. Die nächsten Bankbesuche folgten. Die Berater verlangten Änderungen - Marschner und Weber arbeiteten sie ein. "Ich hatte mit der Zeit aber den Eindruck, dass wir nur hingehalten wurden. Eine Absage stand von vorneherein fest. Es gab keine handfesten Aussagen, sondern man ließ uns zappeln. Wir kamen uns vor wie Bittsteller, die man nicht ernst nimmt", so Marschner.
Bei der Bürgschaftsbank in Düsseldorf wollte man gar von Marschner wissen, warum er nicht Banker geblieben sei. "Die interessierten sich gar nicht für das Projekt Musikschule", empört er sich. Aber immerhin kostete eine Sichtung seines Businessplanes dort 300 Euro...
Marschner gab nicht auf, auch wenn es weiter Kreditabsagen hagelte. Letztendlich ging es dann auch ohne. "Mein Vater sprang ein und wir hatten viel Glück. So konnten wir die Büromöbel aus einer Insolvenz günstig kaufen, und in Gerd´s Musikladen aus Mönchengladbach fanden wir einen tollen Partner", freut sich der 35-Jährige.
Sein Fazit in Sachen Kredit: Die Banken tun sich schwer, Privatleute, die eine Idee haben, zu unterstützen. Übrigens, seine Musikschule "dal segno" in Willich läuft seit 15 Monaten hervorragend.