Geschäftsleute reden Tacheles

„Vorst aktiv“ will Stadtteil nach vorne bringen. Die Mitglieder haben viele Fragen.

Foto: Kurt Lübke

Vorst. „Nicht wenige haben noch immer den Eindruck, Vorst gehört zur ungeliebten Schwester von St. Tönis, dem müssen wir weiter entgegenwirken“, sagte Regine Bormann. Seit einigen Monaten führt die Apothekerin zunächst kommissarisch eine Initiative, die unter der Bezeichnung „Vorst aktiv“ seit langem den Tönisvorster Stadtteil nach vorne bringen will. Wie ist der Stand der Dinge? Was kann man bei den vielen Leerständen tun? Bleibt noch Spielraum für weitere Wohnbau- und Gewerbeflächen? Dies waren Fragen bei einer Gesprächsrunde im Kulturcafé „Papperlapapp“.

Mehr als 30 Interessierte, darunter viele Geschäftsleute, waren gekommen. Und da — gerade von seiner Urlaubsreise zurück — auch Bürgermeister Thomas Goßen mit seinem Wirtschaftsförderer Markus Hergett dabei war, wurde Tacheles geredet.

Ein Thema war das Baugebiet Vorst-Nord, das erst nach vielen archäologischen Untersuchungen konkret weiter entwickelt werden kann. Dort sind etwa 80 neue Wohneinheiten vorgesehen. „Die Realisierung wird jetzt nicht mehr Jahre, sondern nur noch einige Monate dauern“, sagte der Bürgermeister.

Wie viele Interessierte gibt es für das neue Gebiet? Wie viele sind abgesprungen? Wie groß sind die einzelnen Flächen, wie teuer? Fragen, die an dem Abend nicht konkret und zur Genüge beantwortet werden konnten. „Die konkreten Entwürfe kommen bald in den Planungsausschuss, für Vorst beträgt generell der Bodenrichtwert 190 Euro pro Quadratmeter“, sagte Goßen, der eingangs davon sprach, dass es eine Bewerberliste gebe. Proteste gab es bereits gegen die verkehrliche Erschließung des Areals über den Heckerweg. Und Tobias Hannappel fragte danach, ob dadurch Anwohner des Heckerweges und der direkt benachbarten Straßenzüge mit Anliegerkosten beteiligt würden. „Ich kläre das“, sagte Goßen.

Wir schaffen ein neues Baugebiet, aber können wir die zusätzlichen Familien auch versorgen? Diese Frage wurde mehrmals gestellt, auch ein zweiter SB-Markt gewünscht. Dafür sei im Vorster Ortskern kein ausreichender Platz, entgegnete der Chef von Rat und Verwaltung. Goßen votierte hingegen für intelligente Lösungen, so für einen Einkaufs- und Bring-Service gerade für die ältere Generation.

Gleichwohl erinnerte Thomas Goßen darin, dass ein externes Einzelhandelsgutachten in Auftrag gegeben worden sei, das auch für den Stadtteil Vorst Aussagen machen werde.

„Keine Chance“ — auf den einfachen Nenner brachte Thomas Goßen die Bemühungen der Stadt, zusätzliche Gewerbeflächen in St. Tönis oder Vorst auszuweisen. Dies hätten die Gespräche mit der Bezirksregierung beim Aufstellungsverfahren des neuen Regionalplanes ergeben. Auch als Redner daran erinnerten, dass Betriebe wegen fehlender Erweiterungsfläche aus Vorst abgewandert seien. Dachdecker Klaus van Geffen, 2. Vorsitzender von „Vorst aktiv“, sagte: „Auch ich habe keine Möglichkeit einer Erweiterung.“

Mehr als zwei Stunden dauerte die Diskussionsrunde. „Sie war sehr offen, fair und informativ“, sagte abschließend Regina Bormann. Sie nahm dankend das Angebot des Bürgermeisters an, der sich öfters und in regelmäßigen Abständen solche Veranstaltungen wünschte. Bormann: „Das machen wir jetzt.“