Grüne Damen: Gute Engel für Patienten
Seit 30 Jahren gibt es die Grünen Damen am Katharinen-Hospital. Bei einer Feierstunde wurden sie jetzt geehrt.
Willich. Das Pflegepersonal ist überlastet. „Das war auch schon vor 30 Jahren so“, sagt Stefan Knöfel, Geschäftsführer des Katharinen-Hospitals in Willich. Da bleibt keine Zeit mehr für kleine Handreichungen an den Patienten oder entlastende Gespräche.
Damals wurde die Idee geboren, Ehrenamtler mit dieser Aufgabe zu betrauen. Die Vereinigung der Grünen Damen wurde damals in Zusammenarbeit mit dem Pfarrgemeinderat von St. Katharina gegründet. Jetzt feierten die Damen ihr Jubiläum in der Patientenbibliothek.
Ursel Dammer ist 1994 zu den Damen gestoßen. „Marlies Kleinheyer sprach mich bei einem Caritas-Ausflug darauf an, ob ich mitmachen wolle“, erinnert sie sich. Kurz zuvor war die Hausfrau, die als junge Frau den Beruf der Medizinisch-Technischen Assistentin gelernt hatte, Witwe geworden. Nach ihrer Motivation befragt, sagt die heute 75-Jährige: „Es geht mir so gut, da kann ich auch etwas zurückgeben.“
Inzwischen organisiert sie zusammen mit Kleinheyer die Dienstpläne der acht aktiven Frauen im Alter zwischen Mitte 70 und Mitte 80. Sie investieren im Schnitt vier Stunden pro Woche, gehen Vormittags jeweils zu zweit über die Stationen, stellen sich in den Zimmern vor und fragen, ob sie helfen können. Manche Patienten reagieren gar nicht. „Ich habe auch schon erlebt, dass jemand ungehalten war und sagte, er wolle mit Politik nichts zu tun haben“, sagt sie lächelnd. „Aber das sind Ausnahmen.“ Mit einer alten Dame habe sie schon Volkslieder gesungen.
Ihre Ausbildung erhielt sie von Anneliese Krähe. „Die hat mich zweimal mit genommen“, erinnert sie sich. Mehr war nicht nötig. Inzwischen hat sie einen Blick dafür entwickelt, was wo nötig ist. „Das sieht man schon, wenn man das Zimmer betritt.“ Nur in seltenen Fällen sind noch kleine Handreichungen nötig. „Ein Nachthemd besorgen, wenn jemand kurzfristig ins Krankenhaus musste und nicht ordentlich packen konnte. Oder eine Dose fürs Gebiss“, sagt sie.
In den meisten Fällen wollen die Patienten reden. „Das fängt mit der Krankengeschichte an“, sagt Ursel Dammer, „und geht oft mit der Lebensgeschichte weiter.“ Die seien immer außergewöhnlich. „Ich bin so oft erstaunt, mit welcher Größe manche Menschen ihr Schicksal und schwere Krankheit tragen.“ Daraus nehme sie selbst viel Positives für ihr Leben mit nach Hause. „Die Aufgabe ist für mich eine echte Bereicherung, auf die ich nicht verzichten möchte“, sagt sie.
Wenn sie dann auch noch mit den Worten begrüßt werden: „da kommen ja die grünen Engel“, oder verabschiedet werden mit den Worten: „schön, dass es Sie gibt“, dann ist ihr das ein schöner Lohn. „Heute sieht man die Leute meist nur noch einmal“, sagt sie. „Früher haben die Menschen länger im Krankenhaus gelegen.“