Hilfe für Pflege zu Hause
Seit Mai bereitet das Krankenhaus Angehörige auf die Pflege von Familienmitgliedern vor.
St. Tönis. Manchmal sind es die kleinen Zufälle, die Großes bewegen. Wie im Falle eines neuen Projektes zur Schulung pflegender Angehöriger am Antoniuszentrum. Auf einer Tagung erfuhr Pflegedienstleiterin Jutta Hartmann vom Modellprojekt der Universität Bielefeld und der AOK.
Inhalt des Projekts: Angehörigen praxisnahe Hilfe und Tipps zur Pflege ihrer Familienmitglieder im eigenen Zuhause zu geben. „Das will ich auch am Antoniuszentrum anbieten“, dachte Hartmann.
„Dem Krankenhaus kommt hier eine Schlüsselposition zu“, sagt Pflegedienstleiterin Jutta Hartmann. Denn hier könne schon früh geklärt werden, was nach Abschluss der Behandlung für ein Versorgungsbedarf bestehe und was die Angehörigen noch lernen müssen.
Mit Beate Bias und Christiane Quack wurden zwei Pflegerinnen zu Trainerinnen ausgebildet. Seit Mai haben sie schon in 18 Fällen Anleitung zur Pflege gegeben. Etwa den drei Töchtern einer alten Dame, die nach einer Durchblutungsstörung querschnittsgelähmt war. Im Antoniuszentrum lernten die Angehörigen direkt am Patientenbett, die Mutter umzubetten und sie sauber zu halten. „Wir haben das ein paarmal trainiert und die Dame ist jetzt zu Hause bei ihrer Familie“, sagt Christiane Quack.
Die größten Probleme, bei denen sie den Angehörigen helfen müssen, sind vor allem das Gefühl der Überforderung und die Einschränkungen, die ein Pflegefall mit sich bringt, berichten die beiden Pflegetrainerinnen. Aber auch Berührungsängste müssen abgebaut werden. Für viele ist es etwa anfangs ungewohnt, die Angehörigen plötzlich waschen zu müssen.
Doch Bias und Quack vermitteln nicht nur Pflegetechniken. Auch die Bedeutung sozialer Netzwerke wird erklärt — falls mal jemand benötigt wird, der zur Apotheke geht oder ein paar Stunden auf den Pflegebedürftigen aufpassen kann.
Finanziert werden die Lehrgänge und die Betreuung von der AOK. Die Pflege eines Angehörigen zu Hause zu lernen ist während des Modellprojekts für jeden kostenlos. Doch das ist nicht der einzige Vorteil, den das Projekt hat.
„Wenn sie jemanden in eine gute häusliche Umgebung entlassen, kommt er auch seltener zurück“, sagt Brigitte Olbrich vom Antoniuszentrum ganz pragmatisch. Und noch etwas haben die Pflegetrainerinnen festgestellt. Beate Bias: „Die Zufriedenheit der Patienten und der Angehörigen steigt, weil sie sich nicht allein gelassen fühlen.“