Hunde dürfen mit ans Grab
Auch in Willich nimmt die Zahl der Urnenbestattungen weiter zu.
Willich. Michaela Schillberg von der Willicher Stadtverwaltung macht sich auf den städtischen Friedhöfen regelmäßig ein Bild von der Grabpflege. Wie ihre Tönisvorster Kollegin stellt sie eine Zunahme ungepflegter Grabstellen fest: „So nach fünf bis zehn Jahren hört bei vielen die aktive Trauerarbeit auf.“
Auch in Willich schauen die Trauernden, wenn sie ihre Angehörigen beerdigen, mehr aufs Geld als früher. „Das merkt man zum Beispiel daran, dass die Belegung der teuren Tiefengräber, in denen zwei Tote übereinander ihre letzte Ruhe finden sollen, deutlich zurückgegangen ist.“ Noch im Jahr 2000 hätten sich 33 Prozent aller Kunden Tiefengräber gewünscht, zuletzt waren es noch etwa 12 Prozent.
Der Trend gehe zu kleinen Gräbern, die leicht zu pflegen sind. Auf den Willicher Friedhöfen steigt die Zahl der Urnenbestattungen kontinuierlich an. Von 23 Prozent im Jahr 2000 auf 61 Prozent im vergangenen Jahr.
Die ständig steigende Zahl der Urnenbestattungen (299 im Vorjahr) hatten die Mitarbeiter seit 2009 durch entsprechende Neukalkulationen bei den Gebühren berücksichtigt. Folge: Die Gebühren sind zuletzt nahezu unverändert geblieben. „Im Vergleich zum Vorjahr sind sie sogar um zwei bis drei Prozent gesunken“, sagt Anja Müller von der Stadtverwaltung.
Die Stadt hatte sich auf einem reinen Urnenfriedhof in Bergisch-Gladbach umgeschaut und daraus Erkenntnisse mitgenommen. So werden zum Beispiel seit 2011 in Willich pflegefreie Wahlgräber für die Urnen- und Erdbestattungen angeboten. „Diese Gräber liegen auf einer Rasenfläche und werden nur mit Natursteinplatten ergänzt“, erklärt Müllers Kollege Andreas Kublank.
Urnenstelen und -wände wurden im Vorjahr probeweise auf dem Willicher Friedhof aufgebaut. Dort entstanden zehn Kammern, die mit bis zu zwei Urnen gefüllt werden können. Sowohl bei den pflegefreien Wahlgräbern als auch bei den Urnenwänden sind noch Plätze frei.
Abgerückt sind die Willicher von einer zu starken Reglementierung, was zum Beispiel die Form und Größe der Grabsteine angeht. Es sind nun einige Freiheiten möglich. Anja Müller: „So zum Beispiel bei stumpfen Glasteilen, wenn auf Kindergräbern eine Regenbogen-Skulptur platziert werden soll.“
Die letzte Ruhe über einen Zeitraum von 30 Jahren zu gewährleisten und diese auch an den Gräbern aktiv zu begleiten, ist eine lange Zeit. „Wenn wir Gräber feststellen, die länger ungepflegt bleiben, und keine Angehörigen ermitteln können, bauen wir nach einer Veröffentlichung im Amtsblatt die Gräber ab und füllen die Fläche mit Rindenmulch“, sagt Schillberg.
Eine Zunahme des Vandalismus kann — anders als in Tönisvorst — nicht bestätigt werden: „Aber es ist schon ärgerlich, wenn frische Blumensträuße oder Kränze hin und wieder verschwinden“, ergänzt Michaela Schillberg.
Auch aus Willich kommt die Bitte der Mitarbeiter, dass Angehörige, die aus der Stadt wegziehen, dem Friedhofsamt ihre neue Adresse mitteilen sollten. Info an Michaela Schillberg, Telefon 02154/ 949503.