Tönisvorst Hunde und was sie hinter sich lassen
Kann eine neue Initiative die Stadt sauberer machen? Viele Tönisvorster glauben: Nein.
Tönisvorst. Sie kennen das: Der vormals feste Tritt auf den Bürgersteig fühlt sich auf einmal teigig/matschig an — anschließend klebt’s unangenehm und stinkend: Man ist in einen Hundehaufen gelatscht. Jede Menge dieser üblen Hinterlassenschaften liegen herum und ärgern viele Menschen. Mit Hilfe der Initiative gegen Hundekot in Deutschland (Ighid) soll Tönisvorst sauberer werden. Mit Hilfe origineller Info-Veranstaltungen und Aufklärung will diese in den nächsten sechs Monaten Besserung bewirken. Glauben Sie, dass das eine Chance hat? Und, wie beurteilen Sie die Situation in Tönisvorst. Das wollte das Team der Rollenden Redaktion am Freitag von Passanten in der Hochstraße wissen.
„Es gibt Menschen, die den Haufen nicht wegräumen“, sagt Wolfgang Wegner. Er glaubt nicht, dass die Initiative eine große Chance hat. „Bei uns im Pipperfeld wurden Kästen und Stationen aufgebaut. Geholfen hat es nicht wirklich.“ Das einzige, womit man renitenten Hundehaltern beikommen könne: Strafe.
„Was mir fehlt, sind zusätzliche Tonnen, in die man die Beutel hineinwerfen kann“, sagt Michaela Thümmler aus Vorst. Sie finde immer wieder Beutel in der heimischen Hecke oder in den Vorgarten geworfen. „Und auch im Abfluss haben die nichts verloren.“ Auch die Schlufftrasse sei häufig betroffen. Im Ort sei es dagegen deutlich besser geworden. „Vielleicht hat die Initiative ja eine Chance“, hofft sie.
„Die Tüten kann doch jeder selbst kaufen. Die kosten doch nicht viel. Das ist nicht Aufgabe der Stadt.“ Und die gebe es im Laden auch günstig. „Bloß weil jemand Hundesteuer bezahlen, reinige niemand hinter ihm her.
„Solche Vorhaben sind alle gut und schön, aber alle Ordnung löst sich nach und nach auf“, sagt Heinz Lemke. „Wenn Sie etwas sagen, werden möglicherweise bedroht.“ Er hat beobachtet, dass viele die Haufen mitnehmen. „Jedenfalls so lange es hell ist und sie sich beobachtet fühlen. “
Nein, die Initiative habe wohl keine große Chance, glaubt Claudia Kawaters, selbst Hundebesitzerin. Aber ein Versuch sei es allemal wert. Dadurch würden nur die erreicht, die sich sowieso korrekt verhielten. Vor allem in den Außenbereichen sei der Hundedreck ein Problem.
Bei uns führt mein Mann unseren Hund Einstein aus, ganz vorschriftsmäßig“, erklärt Isolde Klücken. So lerne ihr Gatte nach seiner Pensionieren „Tönisvorst von rückwärts“ kennen. Ein Problem kennt die aus eigener Anschauung: „Die Abendsch. . . sieht man ja nicht, weil’s dunkel ist.“
Es müsste mehr Tonnen geben, in die man die Tüten werfen kann, findet Peter Lambertz. Er sagt aber auch: „Es ist nicht mehr so schlimm wie früher.“ Er selbst sei mit Tieren groß geworden, könne sich aber nicht vorstellen, in Hundekacke zu packen. Ob die Initiative in Tönisvorst erfolgreich ist? „Das sehe ich noch nicht.“
Eine lustige Episode kann Michael Steeg beitragen. „Wir haben an der Ecke Willicher-/Dammstraße gewohnt. Dort gab’s die erste Hecke hinter dem Ort.“ Sein Vater, ein stadtbekannter Kohlenhändler, habe sich besonders über eine Frau geärgert, deren Hund immer dort hinmachte und dessen Haufen dann liegenblieb. „Irgendwann war’s Vater zu viel. Er hat den Haufen auf den Kohlen-Lkw geworfen und der Dame dann ausgeliefert.“
Auch Krefelder sind auf der Hochstraße unterwegs und berichten von ihren Erfahrungen aus der großen Nachbarstadt: „Bei uns klappt das mit dem Wegmachen ganz gut“, sagt Birgit Nötzel, die in der Nähe des Eisstadions wohnt. Sie sehe oft Herrchen und Frauchen „mit Tüten über die Straße laufen“. Dagegen beobachtet das Krefelder Ehepaar Karl-Heinz und Marianne Giesen immer wieder, wie „Leute einfach ihre Haustür aufmachen und den Hund für sein Geschäft nach draußen auf den Bürgersteig lassen“. Dafür hätten sie, selbst 16 Jahre lang Hundehalter, keinerlei Verständnis. „Aber wenn sie dagegen etwas sagen, bekommen sie meist nur eine blöde Antwort“, sagt Marianne Giesen.
Solche Erfahrungen hat auch ein St. Töniser Ehepaar gemacht, dass seine Namen nicht in der Zeitung lesen möchte — aus Angst vor Repressionen durch aggressive Hundehalter. „Meine Schwiegermutter ist mit 91 Jahren mal ganz blöd angemacht worden, als sie sich über Hundekot beschwert hatte“, erzählt die St. Töniserin, die noch eine weitere Geschichte dieser Art auf Lager hat: Zum Schutz des heimischen Vorgarten hatte sie für 30 Euro „Verpiss-Dich-Pflanzen“ gekauft und eingesetzt, die mit ihrem intensiven Geruch Tiere fernhalten sollen. „Nach einer Woche waren die Pflanzen futsch — von Unbekannten herausgerissen.“
Monika Schnitzler, die selbst einen Vierbeiner ihr Eigen nennt, berichtet von einer unliebsamen Begegnung am Wasserturm. „Vor uns ging eine Dame, deren Hund sich erleichterte. Wir machten sie darauf aufmerksam, aber sie hat die Hinterlassenschaft einfach liegengelassen.“ Besonders schlimm sei es ihrer Erfahrung nach auf dem Gang hinter dem Schwimmbad H2Oh.
Ein weiteres „Gefahrengebiet“ in Sachen Hundekot nennt Ursula Thevessen: „Schlimm ist es am Pastorswall“. Zwar sehe sie schon viele Leute, die Häufchen aufsammelten, aber es seien eben nicht alle Hundehalter so.
Manfred Monsieur findet es „schrecklich, in solche Bomben zu treten“. Josef Greis aus Vorst betont, dass er für seinen Hunde Harry stets eine Tüte mitführe.