Jochen Koch: Spezialist für dicke Bretter

Nach 35 Jahren im Stadtrat kehrt Jochen Kock der Kommunalpolitik den Rücken.

Foto: Friedhelm Reimann

Willich. Nein, vom „Kock-Kreisel“, dem angeblichen Spitznamen des alten Kreisverkehrs am Eingang zum Gewerbegebiet Münchheide I, hat er noch nie gehört. Dass Fritz-Joachim „Jochen“ Kock in der Stadt Willich aber viele sichtbare Spuren hinterlassen hat, darüber muss man nicht lange diskutieren:

Seit 1979 sitzt der SPD-Politiker im Stadtrat, seit 1989 ist er — mit zweijähriger Unterbrechung Ende der 90er Jahre — Vorsitzender des wichtigen Planungsausschusses. Am Dienstag leitet er zum letzten Mal eine Sitzung, denn der 77-Jährige kehrt der Kommunalpolitik den Rücken.

Mitmischen, planen, entscheiden können, das ist Kock immer wichtig gewesen. Im Planungsausschuss („der ist schön rational“) hatte er dazu reichlich Gelegenheit. „Kommunalpolitik ist das Bohren dicker Bretter mit Geduld und Augenmaß“, sagt er über diese Zeit. Und nennt als Beispiel die Trasse zwischen St. Töniser und Krefelder Straße, an deren Verwirklichung man acht Jahre gearbeitet habe.

Was war die wohl wichtigste Entscheidung des Planungsausschusses unter seiner Leitung? „Der Grundsatzbeschluss für das Neubaugebiet Wekeln“, antwortet Jochen Kock wie aus der Pistole geschossen. Ein 80 Hektar großes Areal für Tausende von Neu-Willichern — etwas in dieser Größenordnung hatte es in der Stadt noch nie gegeben.

Mit Schrecken denkt er an die ersten Entwürfe der damaligen Stadtplaner zurück, in denen ein langweiliges Retortengebiet mit immer den gleichen Häusern zu sehen gewesen sei. Zum Glück habe man das verhindern können. Mit Wekeln, wie es sich heute präsentiert, ist Jochen Kock sehr zufrieden.

Traurig ist er, dass er den von der SPD beantragten Denkmalschutz für den Kaisersaal nicht abschließen kann: Der neue Eigentümer ist dagegen, das Verfahren läuft noch. Aus Sicht von Jochen Kock würde mit dem Saal ein weiteres Zeugnis der dörflichen Geschichte Willichs verschwinden. Aber auch ein neues Wohngebiet auf der Alperheide hätte er eigentlich noch gerne auf den Weg gebracht.

„Ich habe den Leuten nie bestimmte Entscheidungen versprochen, sondern immer nur zugesagt, dass ich mich kümmern werde“, fasst er die Philosophie seines politischen Wirkens zusammen. Ideologie sei in der Planung falsch am Platz, es gebe nur gute oder schlechte Bebauungspläne.

Mit anderen Parteien und der Verwaltung hat er auf der Suche nach Lösungen ganz selbstverständlich zusammengearbeitet. Er sei auch für Bürgerbeteiligungen, sagt Kock, doch leider schlügen die manchmal in Egoismus um. „Das muss mit dem Gemeinwohl abgewogen werden, dann muss man zu politischen Entscheidungen kommen — und am Ende den Mut haben, diese auch durchzusetzen.“ Bei Themen wie dem Markt in Alt-Willich oder dem Schiefbahner Dreieck werden seine Nachfolger zeigen können, ob sie zu diesem Mut bereit sind.