Willich Jung und Alt blühen in Willich auf

Das Blütenfest lockte die Besucher in die Stadt. Zum Frühling wurden vor allem künstlerische Akzente gesetzt.

Foto: Friedhelm Reimann

Willich. Als das Blütenfest am Sonntagmittag begann, zogen dunkle Wolken auf, die von einer steifen Brise begleitet wurden. Dann zeigte sich das Wetter aber von seiner schöneren Seite und mit der Sonne kamen auch die Besucher.

Am Stand der Stadt Willich wurden die Menschen jeden Alters mit Informationen versorgt, für die Kinder gab es Luftballons und Leckereien. „Ich bin professioneller Luftballon-Knoter“, scherzte Maximilian Rönnebeck — tatsächlich fanden die Ballons reißenden Absatz und bahnten so manches Gespräch an — Gespräche, die dazu führten, dass die Eltern Infos über die Schlossfestspiele oder das Kulturprogramm mitnahmen. Der vierjährigen Lina war der Luftballon weggeflogen - selbstverständlich bekam sie sofort Ersatz und eine Süßigkeit als Trostpflaster.

Vor der katholischen Bücherei stapelten sich die Kartons mit ausrangierten Büchern. Sie wurden gegen eine freiwillige Spende abgegeben. Vereinzelt gab es auch Kinderbücher auf dem Kinderflohmarkt am Kaiserplatz. Anziehungspunkt war dort auch eine Riesenhüpfburg mit Indianerfiguren.

Marc Hesselbach von den Maltesern machte Werbung für eine neue Jugendgruppe - angesprochen fühlen sollen sich Zehn- bis Zwölfjährige. „Wir spielen, basteln und kochen gemeinsam und die Kinder werden spielerisch an die Erste Hilfe herangeführt“, erklärte der 16-Jährige.

Jürgen Diedrichs ist Leiter des Willicher Raiffeisenmarktes. „Wir wollen weg von dem Image, nur eine Adresse für Bauern zu sein“, erklärte der Marktleiter und bot ausgewählte Weine und Bio-Produkte wie Apfelsaft von Früchten einer Streuobstwiese zum Probieren an. Pfiffig auch die Gummistiefel mit Margeriten-Muster. Und natürlich — passend zum Blütenfest — die vielen Blumen.

Gleich nebenan am Stand von Marek Sdebik und seiner Lebensgefährtin Petra Bongartz ging es ebenso bunt zu. Dort wurden aber nicht Blumen feilgeboten, sondern Kinderkleidung, die Petra Bongartz selber genäht hat.

Die Peterstraße wurde zur Kunsthandwerksmeile. Rolf Kostka aus Mönchengladbach bot selbstgestaltete Tiffany-Kunst an. Katja Schulze aus Anrath filzte munter vor sich hin. „Von den Tierfiguren verkaufen sich die Einhörner am besten“, so ihre Erfahrung. Gisela Hohmann saß vor ihrem „Wollstübchen“ und strickte einen Schal.

Gwen Jolie und Band bauten schräg gegenüber ihre Anlage auf, aus den Lautsprechern tönten bald Pop und Funk- darunter eigene Songs. Wer auf den letzten Drücker ein Muttertagsgeschenk suchte, wurde für seine späte Entscheidung sogar noch belohnt: „20 Prozent Rabatt zum Blütenfest“ war auf Schildern in vielen Schaufenstern zu lesen.

Am Wochenende zeigte sich, dass die Kunstszene in Willich blüht und gedeiht — was lag da näher, als sich auf dem Blütenfest zu präsentieren. Los ging es bereits am Samstagabend mit einem Konzert, das gut besucht war. Und das ebenso wie die Buttons Geld in die Kasse von „Art. together“ spülen sollte. „Wir wollen künftig Miete zahlen für das ehemalige Schlecker-Ladenlokal“, erklärte die Künstlerin Karstjen Schüffler-Rohde. Es habe sich zu einen interkulturellen Treffpunkt entwickelt. Von den 18 Künstlern sind knapp die Hälfte Flüchtlinge.

Yasmin Kassar hat mit seinem Fotohandy stimmungsvolle Niederrhein-Impressionen eingefangen — seine neue Heimat scheint ihm zu gefallen. Yasem Al Sueecki aus dem Irak zeigt Bilder von Folter — Bilder, die deutlich machen, warum er seine Heimat hatte verlassen müssen.

Im früheren Schlecker-Ladenlokal an der Bahnstraße arbeiten aber nicht nur deutsche und ausländische Künstler zusammen, da findet Integration auch auf einer weiteren Ebene statt: Auch Menschen mit geistiger Behinderung, die im Haus Anrode leben, malen dort ihre Bilder.

In ihrem Atelier an der Peterstraße zeigte Anne Fiedler neueste Bilder. Eine Masse - egal, ob Menschen oder Häuser — in den Blick zu nehmen und zu malen, ist für sie zurzeit eine Herausforderung. Besonders beeindruckend: ein großformatiges Bild mit feiernden Frauen.

Renate Diekmann präsentierte zum ersten Mal sehr gelungene Impressionen mit Menschen. Im Mittelpunkt stehen Alltagsgeschichten aus aller Herren Länder. Als Gastkünstlerin stellte bei ihr die Schmuckdesignerin Renate Feltes-Kelm aus — die beste Adresse für anspruchsvolle Muttertagsgeschenke. Das Besondere an ihrem Schmuck ist die Beweglichkeit von Teilen der kleinen Meisterstücke.

An der Mattin-Rieffert-Straße gab es drei Künstler zu entdecken: Birgitta Jenner lässt sich immer wieder gern von Fotos inspirieren — einzelne Motive übernimmt sie irgendwann in ihre Bilder. Die zufällig auf einem weißen Blatt Papier entstandenen Kaffeekleckse beflügelten ihre Fantasie.

Der Designer und Betonkünstler Schulze-Roloff arbeitet erstmals mit Manuela Scholten aus Schiefbahn zusammen. Sie hat eine Mosaikmanufaktur. Ein besonders bemerkenswertes Mosaik zeigt Joseph Beuys — er wird allerdings erst aus einer gewissen Entfernung erkennbar. Im XXS-Möbelhaus stellt Schulze-Roloff ein Korsett aus Beton aus, außerdem waren dort vom Willicher Fotostudio Yamel Collagen markanter Willicher Architektur zu sehen.