Karnevalszüge in Clörath und am Grenzweg

Von der Öffentlichkeit eher unbemerkt ziehen in Clörath und am Grenzweg die Züge.

Tönisvorst. Es sind nicht die Veranstaltungen, die die Menschen zu Tausenden anziehen — vielmehr fallen sie in die Kategorie: „Werr make oss Freud“ — frei übersetzt: Wir machen es uns richtig schön. Die Rede ist von zwei Karnevalszügen im Willicher Stadtgebiet, die nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen: Am Nelkensamstag in Clörath-Vennheide und am Vormittag des Tulpensonntags am Grenzweg in Neersen.

„Domnarren“ heißt die Karnevalsgesellschaft in der Anrather Sektion Clörath. „Es gibt hier nämlich einen Dom“, erklärt „Honschaftsbürgermeister“ Dieter Lambertz. Das sei die Kapelle. Und weil zu einem Dom auch ein Geistlicher gehört, wurde der pensionierte Pfarrer Palmen zum Bischof erkärt.

Jetzt gibt’s dort gleichzeitig eine ganze Reihe von Jecken, die Fans des Kölner Karnevals sind. Also bekommt Clörath kein Prinzenpaar, sondern ein Dreigestirn. Anno 2012 sind das Prinz Andreas I. (Teschen, „der längste Prinz aller Zeiten“), Jungfrau Georg I. (Draak; „unser 1000-Volt-Mädchen) und Bauer Peter II. (Rübner, „unser Dachdecker- Meister“).

Um 15.11 Uhr geht’s am Samstag ab der Kapelle los. Das Dreigestirn folgt zu Fuß dem Mottowagen. Fast schon berühmt sind die Domnarren für ihre „Entschleunigung“ — sie brauchen für die rund eineinhalb Kilometer Zugweg mehrere Stunden.

Immer wieder wird eingekehrt, eine Kleinigkeit gegessen oder auch mal getrunken. Um 19 Uhr wird dann in der Gaststätte „Am Kapellchen“ gefeiert. „Mit Programm“, sagt Lambertz. DJ, Gast-Musikerin, Reden, Kostüm-Prämierung und, und, und.

Weil — wie gesagt — eine ganze Reihe der Domnarren Freunde des kölschen Karnnevals sind, geht’s am Rosenmontag in die „richtige“ Domstadt, nach dem Motto: „Clörath und Kölle Helau.“

Zum sage und schreibe 47. Mal setzt sich am Sonntag um 11.11 Uhr der närrische Lindwurm am Grenzweg bei Neersen in Bewegung, wobei man eigentlich vom „Lindwürmchen“ reden müsste. Unter der Herrschaft von Marie I. (Meskes) und Nick I. (Krause) haben hier die Kinder das Sagen. Ausgewählt wird das Paar übrigens im Rahmen der Fackelprämierung des Martinsvereins.

Wer eine Beziehung zu dieser Siedlung hat, bringt seine Kinder mit, die dann ab der Kapelle einmal die Straße auf und ab ziehen. Immer wieder gibt’s Unterbrechungen, schließlich wollen Anwohner oder Angehörige „Frikos“ oder Berliner Ballen reichen. Gibt’s auch Zuschauer, die an diesem Tag kommen? „Tja“, sagt Mitorganisator Hans-Alfred Gillessen, „die Leute, die vor ihren Häusern stehen.“

Gefeiert wird hier natürlich im Anschluss auch — entweder im Haus des Prinzen oder der Prinzessin. „Alle bringen was mit“, sagt Gillessen. Dem Vernehmen nach soll’s schon häufiger bis nach Mitternacht gegangen sein.

Einen Grund gibt außerdem, warum der Zug vormittags läuft: Wer will, kann dann anschließend nach Anrath, St. Tönis, Viersen oder Kempen zum Zug gehen.