Kart-Rennen: Fast so schnell wie Schumi
Julian Shirazi (10) ist bei Kart-Rennen schon sehr erfolgreich. Gefördert wird er von Vater Hossein.
Willich. Julian, der gerade Schüler der Gesamtschule geworden ist ("Super cool da, total nette Lehrer"), hat den bislang größten Erfolg seiner noch jungen Rennfahrerkarriere geschafft: Bei der "Bambini Kart Challenge" auf der Kerpener Kart-Bahn belegte er in der Gesamtwertung den dritten Platz.
Insgesamt fuhr der Zehnjährige dabei von Mai bis September 15 Rennen. Sieger der Challenge wurde Mick (11), der Sohn von Michael Schumacher. Der Filius von Ralf Schumacher, David, kam auf Platz 22.
"Julian ist noch viel verrückter als ich früher", sagt sein Vater Hossein. Der 49-jährige Nachrichtentechniker hat die deutsche Staatsbürgerschaft und kommt aus dem Iran, wo er ein erfolgreicher Motocrossfahrer war.
Schon als Vierjähriger ließ Julian vor dem Fernseher kein Rennen der Formel Eins aus. Er war gerade sechs Jahre alt, als ihn sein Onkel Majid zur Niederkrüchtener Kartbahn mitnahm. "Aus dem Jungen kann was werden, der hat Talent", soll der Betreiber der Bahn damals gesagt haben.
Kurz darauf kaufte der Onkel für seinen Neffen ein altes Kart. An den Wochenenden drehte Julian ab diesem Zeitpunkt in jeder freien Minute seine Runden auf dem großen Parkplatz eines Discounters.
"Das Kart war ein richtiger Rasenmäher, mein Vater musste es erst einmal umbauen, damit ich überhaupt mit den Füßen an Gas und Bremse kam," erinnert sich der Junior.
In Niederkrüchten hält er in seiner Altersklasse bis heute den Rundenrekord, und auch auf der Bahn des Vaters von Michael Schumacher in Kerpen fühlt er sich zu Hause. Mittlerweile fährt er in einem besseren, gebrauchten Rennkart. Der Overall wurde für 20 Euro im Internet ersteigert, auf dem Flohmarkt wurden für drei Euro die Schuhe gekauft.
Vater Hossein wurde zu seinem größten Förderer, zu seinem Chauffeur und Mechaniker. "Ich musste mir einige Dinge, wie die richtige Feinabstimmung des Motors, erst einmal selbst beibringen", sagt er.
Die meisten Bambini, die an den Challenge-Rennen teilnähmen, könnten dagegen aus dem Vollen schöpfen: Sie führen für große Sponsoren und hätten bereits ein richtiges Team. "Beim Sohn von Michael Schumacher sind es bis zu zehn Mechaniker und Helfer." Julian hat bislang nur einen Sponsor gefunden.
Trotz der unterschiedlichen Voraussetzungen schauen sich auch älteste Kartfahrer die Fahrkünste des Zehnjährigen genauer an. "Du kannst mal einer werden", diesen Satz hat Julian schon oft gehört. Bei den Bambini-Rennen geht es übrigens genau so wie bei der Formel Eins zu: 26 Fahrer sind dabei, ermitteln in einem Qualifying die Startreihenfolge.
Dann geht es über zehn Runden von jeweils etwa einem Kilometer. Für alle 15 Rennen muss ein Startgeld von 2500 Euro gezahlt werden. Die Motoren und Reifen kommen vom Veranstalter und werden den Fahrern zugelost, um Chancengleichheit zu haben.
Stolz ist Julian auf seine mittlerweile sechs Pokale, die auf der Fensterbank stehen. Er will sich in den nächsten Monaten an weiteren Rennen beteiligen. Und wenn er zwölf Jahre alt ist, will er in der Junioren-Challenge mitfahren.
Feuer und Flamme ist auch bereits sein dreijähriger Bruder: "Vorsicht, ich fahre jetzt in die Boxengasse", ruft Junes, während er mit seinem Bobby-Car im Garten seine Runden dreht.