„Kinder-Ärzte“ im Krankenhaus

Mädchen und Jungen des Familienzentrums Marienheim durften sich im Krankenhaus umschauen.

Foto: Kurt Lübke

St. Tönis. „Zutritt nur für Personal!“ Das Schild neben der Tür zum Röntgenraum ist unmissverständlich, wird aber genauso selbstverständlich von den elf Kittelträgern ignoriert. Sie stiefeln schwatzend hinein in den Raum. Die Jungen und Mädchen des Familienzentrums Marienheim dürfen das. Denn in dieser Stunde gehören sie zum Klinikpersonal, auch wenn ihnen die blauen und grünen Kittel noch bis zu den Knöcheln reichen.

Dr. Kai Engelbrecht, der Chefarzt der Anästhesie, geht voran. „Hier geht’s lang. Wir werden Ernies Bein jetzt röntgen.“ Ein Mädchen trägt die Puppe aus der Sesamstraße in ein Tuch gewickelt hinein und legt sie auf die Untersuchungstrage.

Engelbrechts Kollege Dr. Heinz-Theo Schoelen hat zuvor von Ernies Unfall erzählt. Der Kleine ist vom Rad gefallen. Gott sei Dank habe er einen Helm getragen. Aber das Bein sei möglicherweise gebrochen. Dieser Verletzung gehen die elf „Kinder-Ärzte“ nun auf den Grund.

Dr. Engelbrecht zeigt den Fünf- und Sechsjährigen Röntgenbilder von menschlichen Knochen, Unterschenkeln und Händen: „So sieht ein Knochen aus, wenn er gesund ist. Hier seht ihr Wachstumsfugen in den Knochen. Die habt ihr auch. Weil ihr ja auch noch größer werdet.“

Wenn doch ein Bruch festgestellt werde, könne er eingegipst oder operiert werden. Dann, lernen die Nachwuchsmediziner, werde der Knochen mit Metallplatte und Schrauben fixiert.

Während die Marienheim-Kinder, die im nächsten Jahr eingeschult werden, sich mit Röntgenassistentin Kathrin Eberl um Ernie kümmern, klecksen elf andere Kinder im Gymnastikraum mit Dr. Schoelen und Kollege Walter Schützeichel mit weißer feuchter Masse. Pauls Arm steckt schon in Gips. Gerade wird die Säge angesetzt, um die Schale wieder von seinem Unterarm zu lösen. Das ist laut, aber ungefährlich. Paul besteht die Mutprobe heldenhaft. Klaudia Hauke vom Marienheim und ihre Kollegen staunen. „Toll, wie viel Zeit sich alle für die Kinder nehmen.“

Übers ganze Gesicht strahlt auch Franziska Seefeld. Sie ist Kindergartenmutter und arbeitet im Krankenhaus der Alexianer in Krefeld. Sie und Maria Leyendeckers, Leiterin des Familienzentrums, haben die seit 2009 bestehende Kooperation zwischen Kita und Krankenhaus nun um diese „Visite“ der Kinder erweitert. „Alle waren Feuer und Flamme hier im Krankenhaus, als wir das vorgeschlagen haben“, freut sich Seefeld über die gelungene Premiere. „Es macht den Kollegen Spaß, ihren Beruf vorzustellen.“

Die Kinder sind mit Eifer bei der Sache. Ernie wird gut umsorgt. Und mit einem Lolli im Mund — als Dankeschön für so viel pflegende Hände — verlassen sie die Klinik Richtung Marienheim. Gesund und munter — wie Ernie.