Kinderreporter: Mit dem Kommissar auf Du und Du
Auf Einladung der WZ hat Jan Erren (9) ein Interview mit Polizeisprecher Harald Moyses geführt — im Streifenwagen.
Vorst. Jan Erren drückt den gelben Schnellhefter fest gegen seine Jacke, während er Harald Moyses (58) schnellen Schrittes vom Schulhof zur Gerkeswiese folgt. Moyses trägt eine blaue Uniform. Drei silberne Sterne auf der Schulter. Rang Hauptkommissar.
Auf dem Parkplatz vor der Vorster Grundschule steht der Streifenwagen, mit dem der Polizist soeben von Viersen nach Vorst gekommen ist. Ausgefressen hat Jan nichts. Der Neunjährige ist heute Kinderreporter, führt auf Einladung der WZ ein Interview mit dem Mann von der Polizei. Auf dem Blatt im gelben Hefter stehen jede Menge Fragen. Jan will keine vergessen.
„Ich bin 30 Jahre lang in grünen Streifenwagen gefahren. Ich muss mich an das Blau gewöhnen“, sagt Moyses und nimmt hinterm Steuer Platz. Jan rutscht auf den Beifahrersitz, sonst der Platz des Streifenführers. Die beiden einigen sich aufs Du.
Von der Rückbank aus verfolgt Jans Klassenkamerad Max Beusch das Gespräch. Der Ersatzmann ist ganz Ohr — auch für „Kanal Viktor“, der immer wieder Wortfetzen von Einsätzen im Kreis Viersen ins Auto funkt.
„Wenn’s stört, mach’ ich das aus“, sagt Harald Moyses. Aber die Jungs schütteln ihre Köpfe. Ist doch viel zu spannend. Als Jan loslegt, ist der Funk nur noch Hintergrundgeknatter. „Hattest du schon mal einen Polizeihund?“ will er wissen. Nein, sagt Moyses. Da gebe es speziell ausgebildete Kollegen, die mit einem Hund ein Team bilden — sogar über den aktiven Polizeidienst hinaus.
„Hast du schon mal auf einer Kreuzung den Verkehr geregelt?“ Moyses nickt: „Ja, sicher, sehr oft. Ich bin ja schon seit 36 Jahren Polizist.“ Gar nicht so einfach sei das, vor allem auf großen Kreuzungen wie in Düsseldorf mit vielen Spuren und Versatz. Moyses’ Tipp für Autofahrer: „Siehst du vom Polizisten Brust und Rücken, musst du auf die Bremse drücken.“
Unfallaufnahme, Dienstgrad, Strafzettel — Jan will genau wissen, wie es im aktiven Dienst zugeht. An seinen alten Verwarngeldblock erinnert sich Moyses noch gut. „Früher gab es bei Verstößen Strafzettel über 10, 20, 30 oder maximal 40 Mark.“ Nach Zahlung war der Abreißzettel die Quittung. „Heute wird das elektronisch mit Scheckkarte geregelt.“
„Musstest du schon mal auf jemanden schießen?“ will Jan wissen. Harald Moyses antwortet ehrlich erleichtert: „Gott sei Dank nicht.“ Die Waffe, die er im Dienst immer bei sich trage, diene nur „als letztes Mittel, um eine Situation in den Griff zu bekommen oder ein Menschenleben zu retten“.
Dann erfahren die Jungs, dass Harald Moyses vor seiner Zeit als Pressesprecher der Polizei schon mehrere Diebe gefangen und an Verfolgungsjagden teilgenommen hat und auf welchen Knopf man am Funkgerät im Wagen drücken muss, um in der Leitstelle eine Personenüberprüfung zu bekommen.
Als Jan und Max nach einer Stunde ihr Interview beendet und den Weg zurück ins Klassenzimmer angetreten haben, sind sie schnell selbst die Interviewten. „Hey, wie war’s?“ Beide sind sich einig: „Das war cool.“