Neersener Schloss Kindertheater: In 70 Minuten um die Welt
Am ersten Juni-Sonntag feiert das Kinderstück am Neersener Schloss Premiere.
Neersen. „Ich werde es schaffen!“ Da ist sich R.A. Güther mit seinem Hauptdarsteller Gideon Rapp einig. Rapp, der Phileas Fogg von Neersen, will in 80 Tagen die Welt umrunden. Güther, sein Regisseur, räumt dem englischen Gentleman dafür eine Reisezeit von maximal 70 Bühnen-Minuten ein. „Das ist die magische Zahl im Kinderstück.“ Länger soll’s und darf’s nicht dauern. In eineinhalb Wochen ist Abfahrt. Dann feiert das Kinderstück der Schlossfestspiele Premiere.
Rapp ist offenbar ein Tausendsassa. Güther schwärmt: „Der kann alles, der weiß alles und er hat auch noch eine bezaubernde, kindgerechte Umbau-Musik fürs Stück geschrieben.“ Am liebsten, sagt Güther, „hätte ich das ganze Stück vertont“.
Dann lobt der Regisseur Lena Stamm, die Neue im Ensemble, die in acht Frauenkostüme auf allen Kontinenten springt und auch noch Tanzchoreographien à la Bollywood einstudiert. Das hat es in Neersen noch nicht gegeben.
Güther und Festspielintendant Jan Bodinus mögen den Klassiker, den Abenteuerroman von Jules Verne. In dem Stück stecke so viel: Science Fiction, die Verschmelzung von Kulturen, der Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert, in ein neues Zeitalter, in dem die Technik den Fortschritt vorantreibt.
Schritt halten müssen auch die Schauspieler, von denen die meisten mehrere Rollen spielen und hinter den Kulissen zwischen Kostümen und Requisiten länger und weiter unterwegs sind als auf den Bühnenbrettern vor Publikum.
Bretter, das klingt despektierlich. Dabei hat Silke von Patay, davon darf man nach den Lobeshymnen auf sie und ihr Team ausgehen, sich wieder selbst übertroffen. Länder, Grenzen und Weltmeere überbrückt sie mit Geländer, bei der Vielzahl an Kostümen hat sie den Überblick verloren. Die angebliche Unspielbarkeit dieses Stücks auf einer Bühne ohne Vorhang hat sie herausgefordert. Eine Reiserücktrittsversicherung hat sie bei Auftragsannahme jedenfalls nicht erwogen.
Es wird eine Reise der Bilder, so viel lassen sich die Macher des Kinderstücks ins Drehbuch samt Anmerkungen schauen. Ob mit der Eisenbahn, auf dem Schiff oder im Heißluftballon wie auf dem Festspielplakat — die Reise wird bunt, spannend und spaßig, voller Begegnungen.
Phileas Fogg alias Gideon Rapp ist gespannt auf die Reaktionen des jungen Publikums, das doch so ehrlich Langweile zeigt oder Begeisterung zollt. Er hofft auf „Weihnachtsbaumaugen der Kinder“. Die müssen aber am 7. Juni spätestens um 12.10 Uhr leuchten. Länger ist Phileas Fogg nicht unterwegs.