Kläranlagen sind in die Jahre gekommen

Es geht um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag: Die Anlagen in Neuwerk und Grefrath müssen saniert werden.

Foto: Niersverband

Willich/Grefrath. Die Rücklagen für dringend notwendige Sanierungen und Investitionen für die Kläranlagen in Grefrath und Neuwerk (direkt am Neersener Nierssee) sind beim Niersverband nahezu aufgebraucht. Viel zu wenig wurde in den vergangenen Jahren in die Erneuerung investiert. Jetzt geht es an die „Aufarbeitung“ der Versäumnisse. Allein 2017, als beim Niersverband Beitragseinnahmen von rund 55 Millionen Euro eingingen, wurden für das Nötigste etwa 72 Millionen Euro ausgegeben. Üppige Gebührensteigerungen, um bis zu 39 Prozent, stehen ab 2019 im Raum — was die Haushalte der Kommunen stark treffen würde. Nach erster starker Kritik daran soll jetzt die Verbandsversammlung am 5. Juli die Strategie für die nächsten Jahre festlegen.

„Pro Tag kommen hier in der Regel rund 20 000 Kubikmeter Wasser an, bei Regenwetter können es aber bis zu 70 000 sein“, berichtet Betriebsleiter Ereon Düring, der sich in der Kläranlage Grefrath mit 19 Kollegen um diese Kläranlage, aber auch um vier kleinere Klärwerke, um die Regenbecken und um 25 Pumpstationen kümmert. Dort werden die Abwässer aus Kempen (ohne Tönisberg), St. Tönis und Grefrath mit den Ortsteilen Vinkrath, Oedt und Mülhausen behandelt. Derzeit ist diese Anlage für etwa 140 000 Einwohner ausgelegt.

Wenn man in Grefrath auf die alte Anlage hinter dem modernen Betriebshof fährt, fallen einige in die Jahre gekommene Gebäude und Becken auf. Die Schadstoffe in den Abwässern haben die Bauten und Instrumente arg strapaziert. Bei einem Regenwasser-Pumpensumpf ist der Beton angefressen. Eine Menge Rost hat sich außerdem an der Schnecken-Hebeanlage gebildet, teilweise sind ganze Fassaden durch die ätzenden und aggressiven Stoffen beschädigt. „Diese Anlage muss ganz neu gebaut werden“, sagt Niersverband-Vorstand Professor Dietmar Schitthelm. Dort sollen für etwa 4,5 Millionen Euro bis 2019 vor allem das Hebewerk aus den 1960er-Jahren (zuletzt 1996 saniert und vergrößert) und die Pumpstation erneuert werden, inklusive der Sanierung der Maschinen- und Elektrotechnik.

Diplom-Ingenieurin Margit Heinz erklärt die Reinigungsstufen: Das Abwasser zunächst durch einen großen Rechen von groben Inhaltsstoffen entfernt, die immer wieder in die Toiletten geworfen werden — Feuchttücher oder Wattestäbchen, manchmal auch Cola-Dosen oder anderer Unrat. Würden diese Materialien nicht entfernt, könnten sie andere Anlagenteile verstopfen oder beschädigen. In einer zweiten Anlage werden dann in einem „Wandfang“ Sand und ähnliche Partikel aussortiert, ehe das Abwasser durch die eigentlichen Reinigungsstufen fließt. Spezielle Bakterienmischungen und -schlämme sorgen dafür, dass das Abwasser vom Kohlen- und Stickstoff und von Phosphaten befreit wird.

Derzeit, so Margit Heinz, werde überlegt, ob man sich von kleineren und unwirtschaftlichen Kläranlagen — so in Wachtendonk, Straelen und Herongen — trennt und diese Abwasserreinigung dann ebenfalls in Grefrath durchführen lassen soll.

Viel größer ist die Kläranlage in Mönchengladbach-Neuwerk an der Grenze zu Neersen. Diese ist für etwa 632 500 Einwohner ausgelegt. Dort kommen die Abwässer aus Mönchengladbach, Viersen, Süchteln, Vorst, Anrath, Teilen von Korschenbroich, Willich, Jüchen und aus dem Kreis Heinsberg an. Auch einige Gebäude dort sind schon längst überaltert und schadhaft. Margit Heinz sagt, dass dort die ersten Behandlungsstufen in den 1930er-Jahren gebaut wurden.

In der Anlage in Neuwerk nennt die Assistentin des Vorstandes die größten Maßnahmen für die kommenden Jahre: so vor allem die Neuordnung des Zulaufbereiches und der Neubau der kompletten mechanischen Reinigungsstufe (Rechen, Sandfang, Vorklärung). Fertigstellung: spätestens 2025 . Die Gesamtinvestition beziffert Margit Heinz, verteilt auf mehrere Jahre, auf über 50 Millionen Euro. Darüber hinaus werden weitere Verbesserungen untersucht, etwa eine Erweiterung um eine vierte Reinigungsstufe.