Willich/Tönisvorst Komische Vögel und eine weiße Nacht

Von den Männern dominiert wird heute das Stadtgeflüster. Es geht um Harry, Ralf, Ludwig und Thomas.

Foto: Reimann, Lübke

Willich/Tönisvorst. Aus dem Fernsehen kennt man seit Jahren die Bochumer Polizisten „Toto und Harry“. Eine tolle Lebenskomödie aus den USA machte 1989 „Harry und Sally“ bekannt. In St. Tönis dagegen hatten jetzt „Harry und Ralf“ ihren großen Auftritt: Dahinter verbergen sich zwei Männer, die man in Sachen Musik getrost als „local heroes“ bezeichnen kann: Harry Klupsch und Ralf Küntges. Im Seulenhof am Café Himmlisch an der Hochstraße luden sie am Wochenende zu einem Oldie- und Schlagerabend ein. Beide brachten dabei auch ihre „Klampfen“ (also Gitarren) zum Einsatz. Knapp 100 Gäste unter dem aufgestellten Zeltdach waren begeistert.

Foto: Reimann, Lübke

Jetzt geht’s in die „Abteilung Anekdoten“. Als zu Beginn des Jahrtausends in St. Tönis ein neues Wohngebiet angepackt werden musste, gab’s natürlich Diskussionen. Die bizarrste geschah um den künftigen Straßennamen. Vorgeschlagen war Adlerhorst. Was in den Augen der Beteiligten keine Gnade fand. Adler in St. Tönis? Nee, gab’s nicht wirklich. Man verständigte sich auf einen real vorhandenen Vogel. Heraus kam: Blaumeisenweg. Hätte es sich um Säugetiere gehandelt, hätte man sagen müssen: Als Tiger gestartet — als Bettvorleger gelandet.

Foto: Reimann, Lübke

Am Freitag findet in der St. Töniser Innenstadt wieder die „weiße Nacht“ statt. „Mit der Hoffnung auf besseres Wetter als im Vorjahr“ heißt es in der Bekanntmachung des Werberings. An diesem Tag haben bekanntlich die teilnehmenden Geschäfte bis 22 Uhr auf. Zudem gibt’s leckeres Essen mit Köstlichkeiten vom Grill sowie Cocktails auf dem Rathausplatz. Dafür sorgen die örtlichen Gaststätten.

Foto: Reimann, Lübke

„Und schon wieder ist ein Jahr vergangen.“ Diesen Seufzer stößt der Tönisvorster Pfarrer Ludwig Kamm aus: Sein Geburtstag steht bevor. Auch in diesem Jahr möchte er dies mit den Gemeinden begehen, in denen er lebt und seinen Dienst versieht. Dazu lädt er zum 31. Mai ab 20 Uhr ins Gemeindezentrum „Haus Vorst“ ein. Übrigens: Kamm wird 68 Jahre alt.

Foto: Reimann

Sie sind entscheidungsfreudig, führungsstark und haben fundierte betriebswirtschaftliche Kenntnisse? Das Wort Chaos-Kompetenz kennen Sie nicht nur aus dem Internet? Und ein betrieblicher Jahresabschluss ist ebensowenig ein Problem für Sie wie eine Steuererklärung? Dann sollten Sie mal auf die Homepage der Stadt Willich schauen. Diese sucht nämlich zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen neuen Leiter des Freizeitbads „De Bütt“. Die Nachfolge von Simone Küppers, die vor kurzem die Leitung der Kämmerei übernommen hat, wird über eine öffentliche Ausschreibung, die am 5. Juni endet und zu der zwei Vorstellungsgespräche gehören, geregelt. „Alle Stellen von Geschäftsbereichsleitern werden öffentlich ausgeschrieben“, erklärt der Erste Beigeordnete Willy Kerbusch zu dem Verfahren. Und um eine solche Stelle handele es sich auch in der „Bütt“. Die Probezeit beträgt immerhin zwei (!) Jahre. In diesem Zeitraum kann der neue Bad-Leiter (oder die neue Leiterin) sicher auch seine Qualität als Event-Manager unter Beweis stellen. Denn neben Buchhaltung, Personalführung und Finanzverantwortung muss er die Leute auch bespaßen können.

Seit kurzem leben die ersten Flüchtlinge im „Dorf“ an der Moltkestraße in Willich. Von außen ist davon allerdings wenig zu sehen: Das Tor ist meistens zu, dort stehende Wachleute machen einen eher abschreckenden Eindruck. Was gar nicht so beabsichtigt ist: Das Konzept sieht eine „offene Tür“ vor, im Begegnungscafé „Oase“ sollen sich Alt-Willicher und Asylsuchende zwanglos austauschen können. Und auch der Sportplatz auf dem Gelände steht weiter allen Interessierten zum Training offen. Was offenkundig viele gar nicht wissen, denn der Platz wird derzeit wenig genutzt.

Ja, auch der Stadtflüsterer versendet schon mal Briefe. An Freunde oder auch das Finanzamt. Und wie es sich gehört, werden die Umschläge ausreichend frankiert. Was in St. Tönis aber so einfach nicht mehr ist. Denn mit Umschlägen und passendem Geld stand der Stadtflüsterer an dem Post-Shop am Alten Markt um sich Briefmarken zu holen — die Filiale hatte zu der frühen Stunde noch einige Stunden geschlossen, was bis jetzt nie ins Gewicht fiel, weil es einen Automaten gibt. Und nu? Denkste! Denn wo bislang der Automat hing, herrscht gähnende Leere. Warum? Keine Information an alter Stelle oder den Schaufenstern. Wie dem auch sei — als der Stadtflüsterer am Nachmittag wieder dort aufkreuzte, hatte das Geschäft schon zu. Immerhin funktioniert der Apparat an den Höhenhöfen seit einigen Wochen wieder. Aber über das, was die Post an Servicegedanken umsetzt, hat der Stadtflüsterer sich Gedanken gemacht und es war geeignet, ihn in schwere Trübnis zu treiben. Und aussprechen kann man die Gedanken auch nicht, zum Zitieren sind sie nicht geeignet.

Zum Abschluss möchten wir noch mal ans Anrather Brunnenfest erinnern. Dort war jüngst der Leiter des Lise-Meitner-Gymnasiums, Thomas Prell-Holthausen, in einer ungewohnten Rolle zu erleben: Er arbeitete am Spinnrad. Seine Ehefrau Claudia Holthausen hat nämlich das „Boerholzer M-ä-hhh-Werk“ ins Leben gerufen. Die Verarbeitung von Wolle ist für sie „mein Hobby, meine Arbeit, mein Leben“ - und Ehemann Thomas lässt sich von der Begeisterung gerne anstecken. Das seine Schüler nun mit Fug und Recht behaupten können, dass der Schulleiter spinnt und gelegentlich am Rad dreht, scheint ihm schnurz zu sein.