Konrad Beikircher und die „Segelflugzeugwaage“

Der legendäre Wahl-Rheinländer aus Südtirol war zu Gast im Haus Vorst.

Foto: Kurt Lübke

Vorst. „Passt schon“ heißt das neue Programm von Konrad Beikircher, mit dem er jetzt im Saal von Haus Vorst auftrat. „Passt schon“, werden auch die Veranstalter gedacht haben, denn die Vorstellung war so gut wie ausverkauft. Aber ganz ehrlich: Alles andere hätte auch überrascht.

Beikircher, mittlerweile immerhin 71 Jahre alt, präsentierte den 14. Teil seiner Niederrhein-Trilogie mit sehr viel Routine, wobei man feststellen muss, dass seine Spielfreude immer noch groß ist und die Menschen mitreißt. Seine Art vorzutragen, könnte man despektierlich auch als Schwafelei bezeichnen. Aber man lehnt sich gern zurück und hört dem Wahl-Rheinländer, der ursprünglich aus Südtirol stammt, gerne zu.

Die Sprache spielt in seinen Programmen bekanntlich immer eine zentrale Rolle. So erfuhren die Zuschauer diesmal, dass der Rheinländer das „G“ auf vier unterschiedliche Weisen ausspricht und bewies dies anhand des Wortes „Segelflugzeugwaage“. Sprechen Sie es mal laut aus, dann werden Sie ihm beipflichten.

Der Begrüßungsteil dauerte genau 23 Minuten. Dann ging es erst so richtig los. Konrad Beikircher versteht es vortrefflich, Anekdoten zum Besten zu geben. Die Menschen hörten ihm auch jetzt wieder gebannt zu, zumal er auch „heiße Eisen“ anfasste. Ein Beispiel: Rheinländer seien keine Mainstream-Schwimmer, sondern trauten sich was, auch im Dritten Reich. So habe ein Niederrhein-Nazi später erklärt, den Arm habe er nur zur Warnung ausgestreckt — nach dem Motto „Moment mal. . .“

Beikircher gönnt seiner schnarrenden Stimme immer mal wieder eine Pause, hält inne, tut so, als müsse er sich neu sortieren und erklärt: „Jetzt weiß ich gar nicht mehr, wie ich darauf gekommen bin“. Nur um wenig später hinzuzufügen: „Es wird schon einen Grund gehabt haben.“ Der 71-Jährige plauderte von seinem ersten Public-Viewing-Erlebnis: Das war 1967, als Konrad Adenauer beerdigt wurde und die Trauerfeier im Schaufenster des Cafés Müller in Bonn übertragen wurde. Beikircher verriet auch, was ihm an Adenauer so gefallen habe, „obwohl ich nie CDU gewählt habe“. Er erinnerte an des Kanzlers Bonmot als Antwort auf die tückische Frage eines Spiegel-Reporters, ob es denn gut sei, den schwulen Außenminister mit nach Russland zu nehmen und Adenauer damals geantwortet hat: „Über die besonderen persönlichen Vorlieben meines Außenministers kann ich Ihnen nichts sagen - bei mir hat er es noch nicht versucht.“ Man merkte, dass Schlagfertigkeit und Schlitzohrigkeit Adenauers dem damaligen Psychologiestudenten Beikircher imponierten, vielleicht, weil beide Eigenschaften zu seinen Kernkompetenzen gezählt werden dürfen.

Themenwechsel: „200 Jahre Preußen in Rheinland“ war für Konrad Beikircher kein Grund zum Feiern, im Gegenteil. Er lästerte: „Dass die Preußen ins Rheinland kamen, war die Geschäftsidee überhaupt.“ Ein Stilmöbelhaus neben Ikea aufzumachen, sei nichts dagegen.