Willich Konzept zur Kanalsanierung abgelehnt

Nach jahrelanger Diskussion stimmt die Ratsmehrheit gegen Maßnahmen in Anrath.

Foto: Lübke

Anrath. Schon seit Sommer 2010 wird in den politischen Gremien der Stadt Willich das „Fremdwasser-Sanierungskonzept“ für den Ortsteil Anrath beraten. Damals gab es dort kurz hintereinander zwei Starkregen-Ereignisse, was zur Überflutung von Kellern, Straßen und Tiefgaragen führte. Mit besagtem Konzept, das von der CDU-Fraktion beantragt wurde, sollte dies in Zukunft verhindert werden. Doch daraus wird nun endgültig nichts: CDU, FDP und zwei Grüne lehnten das Konzept im Stadtrat ab. Zwei Enthaltungen gab es von „Für Willich“ (Detlef Nicola und Martin Dorgarthen) sowie von Ursula Bloser und Robert Brintrup (CDU). Zustimmung kam von der SPD, drei Grünen, Theresa Stoll (Für Willich) — und von Bürgermeister Josef Heyes.

Zum Hintergrund: In das Schmutzwasser-Kanalsystem in Anrath wird zu viel „Fremdwasser“ — unter anderem Regenwasser — eingeleitet. Das kann bei starken Regenfällen zu einer Überlastung des Systems und damit zu Rückstau und Überflutungen führen. Außerdem kommen, wie der Bürgermeister im Rat erklärt, rund 700 000 Kubikmeter Frischwasser im Klärwerk des Niersverbandes an, wo sie unnötiger Weise gereinigt werden. Das verursache Kosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro im Jahr, die der Gebührenzahler begleichen muss.

Grund für die Überflutungen ist vor allem, dass es in Anrath rund 1000 Grundstücke mit Fehlanschlüssen an die Schmutzwasser-Kanäle gibt. Eine Sanierung könnte einen privaten Haushalt um die 10 000 Euro kosten. Beim Land NRW gibt es allerdings ein Förderprogramm für die private Kanalsanierung, das laut Raimund Berg (Grüne) etwa 30 Prozent der Kosten trägt.

Mit Hilfe eines Gutachtens müsste jeder Hauseigentümer überprüfen lassen, ob sein Kanal in Ordnung ist. Was laut Sascha Faßbender (CDU) aber den ganzen Stadtteil „unter Generalverdacht“ stelle. Dem könne die CDU nicht zustimmen. „Dieses Konzept ist nicht das, was wir wollten“, ergänzte sein Fraktionsvorsitzender Johannes Bäumges, der 2009 selbst die Anregung dazu gegeben hatte.

Raimund Berg hob dagegen hervor: „Aus Umweltschutzgründen müssen wir das machen.“ Und Ralf Oerschkes, SPD-Ratsherr aus Anrath, betonte, so könne ein latentes Problem gelöst werden. Das Konzept sei gerecht, da es alle Anrather gleichermaßen treffe. Oerschkes warnte zudem davor: Ohne Beschluss gebe es auch keine Fördermittel vom Land. Doch dies half ebenso wenig wie der Appell der Technischen Beigeordneten Martina Stall: „Wenn wir nichts beschließen, werden wir auch nichts bewirken.“