Künstler im Dialog

Ausstellung im Schageshof zum Thema „Flucht und Vertreibung“

Foto: Stadt Willich

Galerist Karl-Josef Brockmanns und seine Frau Irene zeigen unter dem Titel „Just Human“ eine Ausstellung, bei der zwei Künstler zum Thema „Flucht und Vertreibung“ in Dialog treten: der aus Syrien geflohene Waleed Ibrahim und die Willicherin Beate Krempe. Willichs Citymanagerin Christel Holter durfte sich vorab schon einmal die Bilder anschauen.

Zur Vorgeschichte: Flucht und Vertreibung haben den Künstler Waleed Ibrahim mit seiner Familie nach Willich verschlagen. Die Themen seines Volkes, speziell das Schicksal der Frauen in seiner Kultur, bilden Schwerpunkte seiner Arbeit. Die Künstlerin Beate Krempe beschäftigt sich auf der anderen Seite seit Jahren mit der Geschichte Deutschlands — speziell aus dem Blickwinkel der Vergangenheitsbewältigung.

Waleeds Arbeiten atmen oft den Schmerz und die Verzweiflung der Menschen seiner Heimat — und strahlen trotzdem vor Farbe, Klarheit und Licht; Krempe arbeitete dagegen bisher überwiegend monochrom. Ihre Werke haben oft etwas Düster-Verschwommenes, die Schwere der Themen lässt für sie keine Farbe zu.

Seit 2014 nun berührt sich das Thema „Flucht und Vertreibung“ erlebbar mit der Realität in Deutschland. Bei verschiedenen Kunstaktionen lernte Krempe Menschen kennen, die aus verschiedensten Gründen ihre Heimat verlassen mussten. Das sonst eher anonyme Leid bekommt viele Gesichter, wird konkreter — was Krempe dazu bringt, sich eher der Gegenwart zuzuwenden: Vieles von dem, was sie nun hautnah erfährt, fließt in ihre Arbeit. Sie erzählt die Geschichten in ihren Collagen, konzipiert Projekte und Kunstaktionen um die Menschen zu berühren. Sie lässt Farbe zu, wird deutlicher, die Themen lebendig und greifbar.

In der Dialog-Ausstellung „Just human“ steht nun die Auseinandersetzung beider Künstler mit dem Thema. Und eine sehr konkrete Installation namens „Spuren hinterlassen“ macht beklemmend eindringlich den Inhalt der Ausstellung deutlich: Elf große Tücher; auf neun haben geflohene Menschen ihre lehmigen Fußabdrücke hinterlassen, sind sicher angekommen — zwei weiße Tücher stehen für jene, die es nicht geschafft haben.

Die Ausstellung in der vom Ehepaar Brockmanns mit viel Einsatz und Sachkenntnis geführten Galerie Schageshof eröffnet dem Besucher über drei Etagen zwei Sichtweisen darauf, wie es sich anfühlen kann, die Heimat verlassen zu müssen und einer ungewissen Zukunft entgegen zu gehen — was dann bei Licht betrachtet wieder gar nicht so weit weg vom eigentlichen Geschehen, an das mit dem Weihnachtsfest erinnert wird, entfernt ist.