Landwirtschaft: Mit Köpfroder und Lade-Maus
Die Rübenernte hat begonnen. Auf dem Feld haben dabei High-Tech-Maschinen das Sagen.
Willich. Die Lade-Maus ist heute ganz schön fleißig. Unermüdlich rückt sie der großen Miete am Feldrand zu Leibe, schaufelt sich große Mengen Zuckerrüben auf den Ladetisch, befreit sie von der nassen Erde und befördert sie weiter aufs Fließband. Von dort aus purzeln die Rüben wenig später auf die Ladefläche des bereitstehenden Lastwagens, der sie sofort weiter zur Zuckerfabrik bringt. „Und per Bluetooth werden gleich hier vor Ort die Daten auf einen Chip übertragen, so dass man in Appeldorn weiß: Das sind die Rüben von Heyes“, sagt Theo Heyes, Ortslandwirt aus Willich.
Die Rübenernte — Kampagne genannt — ist am Niederrhein gerade erst richtig angelaufen: Am 14. September war der offizielle Start, zwischen Mitte Oktober und Ende November ist die Haupterntezeit, am 18. Januar werden die letzten Rüben vom Feld geholt.
Früher hat Theo Heyes das noch selbst gemacht und ist anschließend mit dem Trecker-Gespann zur Zuckerfabrik gefahren. Heute erledigen das Lohnunternehmer bzw. vier von Landwirten gegründete „Abfuhrgruppen“ für ihn. Denn die modernen Maschinen, die mittlerweile die Arbeit erledigen, sind für einen Landwirt schlichtweg zu teuer.
So kostet ein „Sechs-Reihen-Bunker-Köpfroder“, der die Rüben vom Feld holt und die Blätter gleich abschneidet, rund 400 000 Euro. Der Reinigungslader, im Fachjargon Lade-Maus genannt, weitere 300 000 Euro. Für solche Summen müssten Theo Heyes und sein Sohn Thomas schon sehr viele Rüben ernten. Dem Lohnunternehmer zahlen sie 300 Euro pro Hektar — und gewinnen außerdem viel Zeit, die sie im Moment in die Kartoffelernte investieren können.
Für den 90 Kilometer langen Transport von Willich nach Appeldorn zahlt die Zuckerfabrik. Was nicht nur dem Landwirt Vorteile verschafft: Die hoch beladenen Rüben-Gespanne, die noch vor 20 Jahren zu dieser Jahreszeit langsam über die Landstraßen am Niederrhein rollten und jeden Autofahrer zum Wahnsinn treiben konnten, sieht man kaum noch. Ihre Arbeit haben Lkw übernommen, die teilweise über die Autobahn in Richtung Kalkar fahren. Maximal 40 Tonnen dürfen sie laden — alles, was darüber hinaus geht, bekommt der Landwirt nicht bezahlt.
Auf 35 Hektar Anbaufläche erntet Familie Heyes Zuckerrüben. Der Ertrag liegt bei 80 Tonnen pro Hektar, bis zu 15 Tonnen davon sind Zucker. Der Rest ist aber auch kein Abfall. So werden die ausgepressten Zuckerrüben als Viehfutter verwendet.
Mit der Ernte in diesem Jahr ist Theo Heyes zufrieden: „Der Zuckergehalt liegt im Moment bei 17 Prozent.“ Das ist gut, denn bezahlt wird nach Zuckergehalt. Das Wetter im Sommer, das Heyes die Getreideernte verdarb, war eben ideal für die Rübe: Es hat viel geregnet und es war relativ warm.