Konzert Lieblingsband spielt im Wohnzimmer
Mit einem privaten Konzert von Wolfgang Niedecken fing alles an. Mittlerweile lädt Guido Beckers regelmäßig Musiker zu sich ein.
Tönisvorst. Am Anfang war’s eine spinnerte Idee, mehr nicht. Mittlerweile hat sich daraus eine ganze Konzert-Reihe entwickelt. Im Wohnzimmer von Familie Beckers in Tönisvorst spielen regelmäßig Künstler vor quasi privatem Publikum. Und das sind durchaus keine „no names“, sondern darunter sind Vertreter aus der musikalischen ersten Liga.
„Es begann damit, dass der WDR die Hörer aufforderte, verrückte Wünsche zu äußern. Diese wollte er dann möglich machen“, erinnert sich der St. Töniser Guido Beckers (54). Er schrieb eine Mail: „In meinem Wohnzimmer könnte Wolfgang Niedecken sein neues Album präsentieren.“ Tage später meldete sich der WDR und kündigte sein Kommen an — mit Wolfgang Niedecken. Und der hatte so richtig Spaß an dem Konzert.
Als nach dem Auftritt die Radioleute längst verschwunden waren, schwärmte der BAP-Frontmann in der Küche noch von legendären Auftritten, die er mit der eigenen Truppe, aber auch mit Bruce Springsteen hingelegt hatte. Das war im Herbst 2013. Ein halbes Jahr später fiel dem Springsteen-Fan Beckers eine Mitteilung bei Facebook auf: Jake Clemons, Saxofonist vom „Boss“, kam nach Europa und erklärte, lediglich in Wohnzimmern spielen zu wollen. Guido und seine Frau Ruth bewarben sich mit einem Foto vom Niedecken-Konzert und der Bemerkung: „Ein Freund vom Boss war schon hier.“
Es geschah das, womit das Ehepaar im Leben nie gerechnet hätte: Clemons kam nach St. Tönis. Ein Freund des Paares skizzierte dessen damalige Gemütslage wie folgt: „Es war kurz vor dem Durchdrehen.“ Es wurde ein grandioser Abend mit dem Musiker, der in Springsteens E-Street-Band in die Fußstapfen seines Onkels getreten ist.
Guido und Ruth Beckers kamen auf den Geschmack. Im vergangenen Sommer gastierte der Essener Songwriter Martin Praetorius in dem St. Töniser Wohnzimmer. Kurz darauf stand Billy Walton, über Jahre Gitarrist bei der legendären Band Southside Johnny and the Asbury Jukes, und in New Jersey durchaus eine Größe, im Wohnzimmer. Er rückte mit fünf Musikern an. „Erstmals sollte es nicht unplugged sein“, erklärt Beckers. Das Ergebnis war, um es vorsichtig auszudrücken, die Neudefinition von Zimmerlautstärke. Als die Band Springsteens „Rosalita“ als Zugabe spielte, erreichte der Lautstärkepegel gefühlt die 120 Dezibel-Marke. „Wir können die Scheiben ja hinterher neu einschleifen lassen“, sagte Hausherrin Ruth Beckers trocken.
Auch jetzt ist eine Fortsetzung der Wohnzimmer-Konzerte sichergestellt und Ideen für weitere Gastspiele hat Guido Beckers mehr als genug. Und da gibt es noch den größten Wunsch, von dem allerdings außer ihm niemand glaubt, dass er jemals Realität wird: „Es klingelt an der Haustür und draußen steht Bruce Springsteen.“