St. Tönis Ein Streifzug durch die Geschichte
Bei einem Rundgang informieren sich die Teilnehmer über markante Stellen in St. Tönis.
St. Tönis. Eine kleine Gruppe von Menschen steht auf der Antoniusstraße, direkt neben dem Haus des Heimatbundes St. Tönis. Sie interessieren sich für eine Stadtführung, die Christiane Pohl anbietet und die zu einigen markanten Stellen in St. Tönis führen wird. Der Rundgang wird zu einem Streifzug durch die Historie.
Ehe die Gruppe von diesem Straßenzug, früher als „Dat Ströttche“ vielen bekannt, losgeht, schaltet sich der 76-jährige Gerd Klinkhamels ein. Er war früher 40 Jahre lang Planungsingenieur und sagt: „Direkt unter uns war früher einmal eine Wasserscheide, das Wasser floss in die Maas und in den Rhein ab.“ „Ich freue mich auf den Rundgang, möchte noch mehr von St. Tönis erfahren“, meint Annegret Giesen, die seit über 25 Jahren dem Heimatbund angehört, sich außerdem bei Kolping oder als Bürgerbus-Fahrerin engagiert.
Christiane Pohl hat die Tour unter den Titel „Mobilität und Verkehr“ gestellt. Sie will vor allem berichten, wie die Menschen früher in guten und schlechten Zeiten in Bewegung und wie zum Beispiel die Verkehrs-Verbindungen waren. „So war früher nicht die Krefelder Straße die Verbindung nach Krefeld, sondern es ging über die Bahn- und Mühlenstraße“, erklärt sie. Erst zu Zeiten von Napoleon wurde die Krefelder Straße ausgebaut.
Ein Problem mit der richtigen Ortung hatte übrigens der Pilot eines britischen Militärhubschraubers. Er landete 1959 auf dem St. Töniser Sportplatz und fragte einen Vorbeikommenden, wie er denn zu den englischen Kasernen in Forstwald komme.
Die Gruppe begrüßt erst einmal die Skulptur des Heiligen Antonius an der Ecke Hochstraße/Antoniusstraße. Der Antonius hatte St. Tönis den Namen gegeben. Christiane Pohl erinnert wenig später daran, dass sich früher einmal dort, wo heute die Pfarrkirche St. Cornelius steht, eine Kapelle befand und dort der Friedhof war. Einst siedelten sich dort nur Bauern an, betrieben Acker- oder Viehwirtschaft. Verheerende Viehseuchen führten im 17. Jahrhundert dazu, dass die Kapelle zu einem viel besuchten Wallfahrtsort wurde. Denn der Heilige Antonius war zugleich der Schutzpatron der Haustiere.
Die katholische Pfarrkirche war die nächste Station. Rund um die Kirche war ein Friedhof, auf dem bis 1848 bestattet wurde. „Die angrenzenden Häuser stehen quasi auf der Außenmauer des früheren Friedhofs“, sagt Christiane Pohl. Sie erzählt ferner, dass früher einige Gehöfte, die einen freien Blick zur Kirche hatten, sich das Privileg von der Kirchengemeinde erkaufen mussten, um eine direkte Fuß verbindung zum Gotteshaus zu bekommen.Sonst mussten sie an der früheren Wallanlage einen Umweg in Kauf nehmen.
Waren die Römer früher nicht hier in St. Tönis, man liest nur von römischen Funden in Vorst? Diese Frage beantwortet Chrstiane Pohl schmunzelnd: „Es stimmt, St. Tönis scheint hier etwas zu kurz gekommen zu sein.“ Sie erinnert aber daran, dass früher auch einmal römische Scherben in St. Tönis entdeckt worden seien und sagt weiter: „Man hat aber, als man unter anderem diese Scherben bei einem Bauvorhaben an der Leipziger Straße fand, dort schnell weitergebaut.“
„Ich bin aus Interesse an St. Tönis dabei“, sagt zwischendurch, als es zum Wilhelmsplatz geht, Ralph Gross. Der 69-Jährige gebürtige Australier wohnt seit 45 Jahren in der Apfelstadt und hört mit seiner Ehefrau Maria interessiert den Erläuterungen zu. An der Wilhelmstraße erläutert Pohl, dass dort ab 1870 eine Bahnstation war und St. Tönis an das Schienennetz der Crefelder Eisenbahngesellschaft angeschlossen war.