Messerattacke auf Mädchen: Tatmotiv der Mutter gibt Ermittlern Rätsel auf
Die 36-jährige Frau aus Willich wollte offenbar ihre drei Töchter „opfern“.
Willich. Die Messerattacke auf das sechsjährige Mädchen aus Willich ist geklärt: Die eigene Mutter (36) hat zugegeben, dass sie das schlafende Kind und auch dessen beide Schwestern (13 und 16 Jahre alt) töten wollte. Ihr Tatmotiv gibt den Ermittlern der Mordkommission bislang aber noch Rätsel auf.
Die kleine Rabia war am späten Dienstagabend von Freunden der Familie, die an der Krefelder Straße wohnt, ins Katharinen-Hospital gebracht worden. Das Kind war durch zwei tiefe Stiche in Brust und Bauch lebensgefährlich verletzt worden und hatte viel Blut verloren. Nach einer Notoperation in der Krefelder Kinderchirurgie ist sein Zustand mittlerweile stabil, die Sechsjährige ist ansprechbar. „Das Mädchen hatte einen Schutzengel, es sind keine inneren Organe verletzt“, erklärte Donnerstag der Leiter der Mordkommission, Friedhelm Schultz.
Zur Tat selbst konnte das Kind noch nicht befragt werden. Seine älteste Schwester (16) hatte am Abend gegenüber der Polizei erklärt, das Mädchen habe Äpfel geschält und habe sich dabei selbst verletzt. Die Mutter gab zunächst an, gar nichts gesehen oder gehört zu haben und stützte später die wenig glaubhafte Version ihrer ältesten Tochter.
Erst als die Ermittler beide Frauen zusammenbrachten, gab die 36-Jährige zu: „Ich wollte meine Kinder töten.“ Sie habe vor einem Jahr einen Selbstmord miterlebt und sei davon überzeugt, dass eigentlich sie selbst hätte sterben sollen. Gott habe ihr daher befohlen, ihre Kinder zu „opfern“, berichtete Staatsanwältin Anna Stelmaszczyk zum Tatmotiv. Nun müsse psychiatrisch geklärt werden, ob die Frau überhaupt schuldfähig sei. Fälle von häuslicher Gewalt seien aus der Familie bisher nicht bekannt.
Die 36-Jährige hatte am Dienstagabend offenbar zweimal auf ihre schlafende Tochter eingestochen. In einem Nachbarzimmer schliefen zu diesem Zeitpunkt die beiden älteren Schwestern. Die 16-Jährige war es auch, die wenig später das wimmernde Kind und die weinende Mutter entdeckte.
„Die Frau war nicht ansprechbar“, so Friedhelm Schultz. In ihrer Verzweiflung rief die 16-Jährige deshalb den Großvater in der Türkei an, der wiederum einen ebenfalls in Willich wohnenden Freund der Familie alarmierte. Mehmet Togöz (49) und seine Frau standen schon wenig später vor der Tür, sahen das blutende Kind und brachten es sofort ins Krankenhaus.
Die 16-Jährige, die „in ihrer Not versucht hat, sich eine Geschichte auszudenken“, so Schultz, war zunächst festgenommen worden, ist aber wieder auf freiem Fuß. Für die drei Kinder hat das Willicher Jugendamt die Obhut übernommen. Aber auch der seit einem Jahr getrennt lebende Vater wurde alarmiert, da er ebenfalls das Sorgerecht hat. Er wohnt allerdings weit von Willich entfernt.
Die Kinder haben ein Zeugnisverweigerungsrecht. „Es wäre aber schön, sie anhören zu können“, erklärte Friedhelm Schultz. Gegen die 36-Jährige wurde Haftbefehl wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung erlassen.