Nepomuk: Der doppelte Heilige
Die Anrather Familie Rüttgers ist mit den beiden Heiligenfiguren besonders eng verbunden.
Anrath. Im Zusammenhang mit der freudigen Wiederkehr des Heiligen Nepomuk nach Anrath ist ein Name bisher nicht erwähnt worden: Der von Jakob Rüttgers. Dabei ist sein Name — und nach seinem Tod der seines Sohnes Harald — eng mit dem Heiligen Nepomuk verknüpft. Nepomuk „wacht“ von ihrem Grundstück aus.
Der Reihe nach: 1968 hat Jakob Rüttgers das Firmengelände an der Viersener Straße 132 gekauft, auf dem die Kapelle des Schutzheiligen steht. 1985 wurde sie zum Denkmal erklärt. In der Mitteilung der Stadt Willich an Jakob Rüttgers „über die Eintragung eines Denkmals in die Denkmalliste“, datiert vom 9.8.1985, steht: „Bei der Statue in Anrath-Vennheide handelt es sich um eine einfache Bauernarbeit, die nach der Überlieferung von einem Schlossmacher aus Clörath geschnitzt wurde.“ Die Untere Denkmalbehörde stellt samt Aktenzeichen fest: „Erhaltung u. Nutzung der Nepomuk-Kapelle liegen aus wissenschaftl. und volkskundlichen Gründen im öffentl. Interesse.“
1990 bekommt die Nepomuk-Kapelle die Denkmalplakette. Die entsprechende Urkunde, unterzeichnet vom damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau, geht an Jakob Rüttgers. Auf ihr steht zu lesen: „In Anerkennung der Verpflichtung, das Denkmal im Interesse der Allgemeinheit zu erhalten und so zur Bewahrung des kulturellen Erbes in Nordrhein-Westfalen beizutragen.“
1992 wird der Heilige Nepomuk aus der Kapelle gestohlen. Jakob Rüttgers stellt eine Anzeige wegen Diebstahls bei der Staatsanwaltschaft. Der Täter wird nicht ermittelt, das Verfahren bald eingestellt. 1993 gibt Jakob Rüttgers eine neue Figur in Auftrag. Albert Tschurtschenthaler aus Sexten in Südtirol (Italien) fertigt sie an. Ein Anrather Schütze hat den Kontakt hergestellt.
Im Januar 1994 wird die Figur, die der alten Statue so gut wie möglich nachgebildet worden ist, geliefert. Bezahlt hat sie Jakob Rüttgers, insgesamt knapp über 4000 Mark. Sie wird diebstahlsicher eingebaut.
Linda Zensen, Stadt Willich
Die Schützen regen an, nun auch die Kapelle zu verschönern. Sie bekommt ein Kupferdach und ein Kreuz auf der Spitze, das Mauerwerk wird sandgestrahlt. Kosten: 5756 Mark. 2000 Mark gibt die Stadt, den Rest spenden die Schützen, sagt Harald Rüttgers.
Im Mai 2011 erfährt er aus der Zeitung, dass die alte Nepomuk-Figur wieder aufgefunden und schon wieder in Anrath, genauer gesagt im Haus von Vizebürgermeister Dieter Lambertz, aufbewahrt wird. Harald Rüttgers besucht Nepomuk bei Lambertz, bekommt auch eine Einladung zur Heiligen Messe in St. Johannes.
In der Familie Rüttgers ist man dennoch irritiert. Denn die Überlegungen, wo der alte und der nach dem Diebstahl neue Nepomuk künftig zu stehen kommen, vollziehen sich bisher ohne sie. Dabei zahlt Harald Rüttgers seit Jahren — wie sein Vater zuvor — für die neu angefertigte Nepomuk-Figur die Versicherung gegen Diebstahl, Sturm, Vandalismus und Feuer. Rüttgers hat sich deshalb an die Denkmalbehörde gewandt.
Die Eigentumsverhältnisse spielen für Linda Zensen, Denkmalschützerin bei der Stadt Willich, keine Rolle. „Für mich ist wichtig, wie wir denkmalrechtlich mit der wieder aufgefundenen Figur umgehen“, sagt sie im Gespräch mit der WZ.
Es sei eigentlich klar, dass der Original-Heilige in die geschützte Kapelle gehöre. Andererseits sei sein Stellvertreter aus Südtirol dort so gut eingebaut worden, dass möglicherweise bei der Entfernung eine Beschädigung der Bausubstanz drohe. „An der Klärung dieser Sache sind wir dran“, sagt Zensen. Auf jeden Fall sei klar, dass über den künftigen Standort des Nepomuk die Untere Denkmalbehörde ein gewichtiges Wort mitzusprechen habe.