Tönisvorst Neuer Chef bei Metzger Kohnen

Was bedeutet die Hygiene-Ampel für Handwerks- Fleischereien? Nicht Gutes, befürchtet die CDU. Sie informierte sich bei einem Lokaltermin.

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Vorst. Es ging um Regelungswut und bürokratische Monster — Dinge, die die Opposition im Düsseldorfer Landtag gerne der Landesregierung und hier besonders dem grünen Verbraucherschutzministerium zuschreibt. Genauer: Darum, was die geplante Hygiene-Ampel für Handwerksbetriebe in der Fleischerei-Sparte mit sich bringt. Und dabei stellte sich ein Faktum heraus, dass vielen Menschen in Vorst sicher noch nicht bekannt ist: Jakob Kohnen, Metzger-Legende von der Süchtelner Straße, hat seinen Betrieb verkauft.

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Kohnen, 61 Jahre alt, ist allerdings nach wie vor noch als Berater in seinem früheren Betrieb tätig. Und just in dieser Funktion war er gestern gefragt, als er die CDU-Delegation in Gestalt der Landtagsabgeordneten Stefan Berger und Marcus Optendrenk durch die Räume führte. Ihnen angeschlossen hatte sich Landtagskandidatin Britta Oellers ebenso wie der Tönisvorster CDU-Chef Günter Körschgen und dessen Stellvertreter Dirk Louy.

Zurück zur Metzgerei an der Süchtelner Straße. Neuer Besitzer ist Peter Üebelhör. Er war gestern wegen Krankheit verhindert. Der 34-Jährige stammt aus Obersdorf und hat bereits eine Traditions-Fleischerei in Rheydt (Feser) übernommen. Diese dient als Verkaufsstelle, produziert wird in Vorst. Das ist auch der Grund, warum sich für die Kunden wenig geändert hat.

„80 Prozent unserer Ware machen wir selbst“, sagt Jakob Kohnen. Dazu zählen unter anderem 4000 bis 6000 Bratwürste pro Woche. Für den Betrieb selbst gibt es einige Umstellungen. Weil das Unternehmen aus zwei Firmen besteht, braucht es nun eine EU-Zulassung. Und damit sind Auflagen verbunden, die deutlich höher sind, als es für ein Einzel-Geschäft der Fall ist. So ist beispielsweise Vorschrift, dass in den Produktionsbereichen komplett gefliest wird. Außerdem müssen Räume umgebaut werden.

Die Abnahme für die EU-Zulassung erfolgt über den Kreis Viersen. Der im Übrigen auch für die Einhaltung der Hygiene-Vorschriften zuständig ist. „Jeder Betrieb wird jährlich zweimal kontrolliert“, erklärt Kohnen. Wer auffalle, werde öfter geprüft. „Das ist auch völlig in Ordnung“, so der Innungs-Obermeister. Hier gebe es auch recht wenig Probleme: „98 Prozent der getesteten Betriebe sind immer in Ordnung.“

Von der geplanten Hygiene-Ampel hält er nichts. Die soll in Form eines Aushangs darüber informieren, ob der Betrieb durchgefallen ist (rot), ob es Mängel gab (gelb) oder ob alles in Ordnung war. „Der Verbraucher wird nicht richtig aufgeklärt“, sagt Kohnen. Der könne diese Info nicht einordnen. Und: Es gelte etwas für kleine Handwerks-Unternehmen, was sich die Großen wie Real, Edeka oder Rewe nicht zu eigen machen müssten.

In die gleiche Kerbe schlägt Landtagsabgeordneter Marcus Optendrenk. „Hier leidet doch am Ende nur das Vertrauensverhältnis zwischen Kunden und Handwerker“, schimpft er. Während die Ampel in 15 Bundesländern gestorben sei, solle sie in NRW mit Gewalt durchgeprügelt und möglicherweise im Frühjahr verabschiedet werden. Haue für Umweltminister Johannes Remmel gibt’s auch von Landtagsmann Stefan Berger: „Das ist grüne Lebensferne. Hier wird nur Misstrauen geschürt.“ In Anhörungen bei Landtags-Gremien seien 80 Prozent der Experten gegen die Einrichtung der Ampel.

Neben vielen anderen Hindernissen sei dies ein weiteres, was die Übergabe einer Firma angehe. Weswegen der Blick von Jakob Kohnen in die Zukunft eher düster ausfällt. „Immer mehr Kollegen geben auf.“