OGS: Keine Lösung weit und breit?
Die Politik will den Engpass an den Grundschule beheben, weiß aber nicht, wie und wo.
Tönisvorst. Seit dem 12. Februar ist bekannt, dass in Tönisvorst rund 50 Plätze in der Offenen Ganztagsgrundschule fehlen, um die Nachfrage zu decken. Deutlich mehr Familien hatten zum neuen Schuljahr 2011/ 2012 ihren Bedarf an Betreuung signalisiert, als die Stadt ihnen anbieten kann. Ihre 350 OGS-Plätze sind vergeben. 51 Grundschüler bekamen Absagen — 25 von der katholischen Grundschule St. Tönis, 17 von der Hülser Straße, 9 aus Vorst.
Am Mittwoch tagte dazu der Schulausschuss. Eltern, die den Schock der Absage noch nicht verdaut haben und darauf hofften, dass die Politiker gut 40 Tage nach Bekanntwerden der Lücke mit Lösungsansätzen in die Diskussion einsteigen, dürften enttäuscht worden sein. Die CDU hatte am 9. März beantragt, die Verwaltung solle nach „kurzfristigen Lösungen“ suchen. Eine Aufstockung der vorhandenen OGS-Gruppenstärken schloss die CDU nicht aus.
Größere Gruppen — das sei mit der SPD nicht zu machen, sagte Christa Voßdahls. Ihre Partei habe schon 2008 den Vorschlag gemacht, einen Betreuungsplan zu konzipieren, um Bedarf besser prognostizieren zu können.
„Ein Dilemma“, „eine dramatische Situation“ — auch nach über einstündiger Diskussion über Kriterien für die Platzvergabe, über Qualität, Kosten und Personal war für Ausschussvorsitzende Angelika Hamacher (CDU) keine Lösung in Sicht. Nur eine Aufstockung der OGS-Gruppen war einvernehmlich vom Tisch.
Letzteres erleichterte Michael Amdohr, Rektor der katholischen Grundschule, angesichts der Arbeitsbelastung der Betreuungskräfte in der OGS: „Unsere Leute gehen auf dem Zahnfleisch.“ Amdohr mahnte die Politiker, die Sache ernst zu nehmen.
„Ich hätte mich auch gefreut, wenn sich einmal jemand aus den Reihen der Ausschussmitglieder bei uns umgesehen hätte, nicht nur zehn Minuten, sondern einen Mittag lang, was das Personal leistet.“ Amdohr forderte eine „zukunftsweisende Lösung“ ein, die das Problem nicht nur wieder verschiebe.
Pfarrer Ludwig Kamm stellte fest: „Wir hecheln den Anmeldungen hinterher. Es findet hier ein Wandel von der familiären zur öffentlichen Erziehung statt.“ Er mahnte Lösungen für die 51 Familien an.
In der Verwaltung werden alternative Betreuungsmöglichkeiten erörtert. Es laufen Gespräche mit mehreren Trägern. Bürgermeister Thomas Goßen spricht von „unkonventionellen Ansätzen“, die nicht den Zusatz OGS tragen würden. Weiter in die Karten ließ er sich nicht schauen: „Ich will keine übertriebenen Hoffnungen wecken.“
Die Tage der Ungewissheit dauern also noch an — für Mütter oder Väter, die nicht wissen, ob sie ihren Beruf aufgeben müssen oder eine Stelle nicht antreten können, weil ihr Kind künftig nachmittags nicht betreut ist.