Führerschein: Das Mädchen auf dem Trecker
Während Gleichaltrige erste Roller-Erfahrungen sammeln, lenkt die 16-jährige Maria Nauen gewaltige Maschinen.
Tönisvorst. Maria Nauen hat keine Angst. Obwohl sie gerade einmal 16 Jahre alt und nicht gerade kräftig ist, bewegt sie einen dicken Trecker samt sechs Meter langem Anhänger sicher über Straßen und Felder. Während Jugendliche in ihrem Alter gerade erste Erfahrungen auf Roller oder Mofa sammeln, hat die Tönisvorsterin, die die 10. Klasse der Krefelder Maria-Montessori Gesamtschule besucht, nun ihren Treckerführerschein bestanden und darf tonnenschwere Gefährte lenken.
„Ich bin mit großen Maschinen aufgewachsen und daran gewöhnt. Von daher habe ich keine Angst vorm Treckerfahren“, erzählt Maria. Sie lebt gemeinsam mit ihren Eltern, ihrem Bruder und ihrer Schwester auf dem familieneigenen Hof an der Anrather Straße im Stadtteil Vorst. Der trägt sich durch Ackerbau und Pferdehaltung. „Bevor ich den Führerschein hatte, durfte ich nur auf dem Feld mit dem Trecker fahren. Jetzt geht das auch auf der Straße. Das vereinfacht einiges“, sagt die 16-Jährige. Sie hilft gerne auf dem Hof ihrer Eltern. Besonders beim Pressen und Transportieren der Strohballen unterstützt sie Mutter Annegret und Vater Hubert.
Um jetzt stolz den Führerschein in den Händen halten zu können, musste Maria einiges Lernen und viel üben. Im Januar absolvierte sie einen einwöchigen Crash-Kurs im BZ Bildungszentrum in Tönisvorst. Dabei bekam sie jede Menge theoretisches Wissen rund ums Fahren im Straßenverkehr eingetrichtert. Drei Tage lang paukte sie anschließend spezifische Fragen zu Trecker und Anhänger. „Es war ganz schön schwer, sich in die technischen Sachen rein zu denken. Da macht man sich beim Fahren ja keine Gedanken drüber“, erzählt sie.
Im Anschluss an die Theorie hatte die junge Vorsterin vier Fahrstunden auf dem Trecker. Dabei saß Fahrlehrer Michael Kosciankowski bei der ersten Fahrt noch neben ihr auf dem Trecker. „Aber der hat schnell gemerkt, dass das gut klappt und ist dann nur noch im Auto hinter mir her gefahren“, sagt Maria schmunzelnd.
Mit Papa Hubert übte sie immer mal wieder auf dem eigenen Hof. Besonders das Zehn-Meter-Gerade-Rückwärts-Setzten mit dem Anhänger bereitete ihr zunächst Probleme. „Es ist echt schwer, den Anhänger gerade zu halten. Da muss man sehr schnell reagieren“. Aber bei der Prüfung klappte alles einwandfrei. Weder bei der Abfahrtskontrolle, bei der sie zum Beispiel Ölstand und Kühlflüssigkeit kontrollieren musste, noch beim Rückwärtssetzen oder bei der rund 30-minütigen Fahrt im Straßenverkehr ging etwas schief. „Ich hatte aber auch einen sehr netten Prüfer“, erklärt die 16-jährige.
Bald will sie sich einer neuen Herausforderung stellen: Sobald sie 17 ist, möchte sie den Pkw-Führerschein im Bildungszentrum machen. Obwohl ihr die Arbeit auf dem Hof Spaß macht, will sie später aber eher im kaufmännischen Bereich arbeiten. Den Hof wird ihr Bruder übernehmen. Auf dem Land will sie aber unbedingt bleiben. „Ich könnte mir nicht vorstellen, in der Stadt zu wohnen.“