Orangerie im Fraktionshaus?
Ein neuer Standort für die beliebte Gaststätte könnte gefunden sein. Ein Ganzjahresbetrieb wäre dann möglich.
Neersen. Während Bürgermeister Josef Heyes sich in den vergangenen Tagen ausgesprochen zugeknöpft gegeben hatte, waren die berühmten „informellen Kreise“ aus der Willicher Politik mal wieder deutlich schneller. Hatte der Bürgermeister noch auf Anfragen betont, man prüfe einen alternativen Standort für die Orangerie im Schlosspark, könne aber noch nichts konkretes sagen, hieß es bereits kurze Zeit später von anderer Seite: Das Fraktionsgebäude rechts neben dem Schloss könnte der neue Standort sein. Das geht aus einem Papier hervor, dass die Verwaltung den Stadtratsfraktionen zugeleitet hat und das der WZ vorliegt.
Im Erdgeschoss des Fraktionshauses sind bisher die Fraktionen untergebracht. CDU und SPD könnten ins Oberschoss ziehen, für Grüne und FDP blieben zwei Räume im Erdgeschoss des Technischen Rathauses.
„Der Plan macht deutlich, dass die Fläche für kleine Gastronomie (ähnliche Größe wie die Orangerie) geeignet ist und eine Verbindung zur einer Außensitzfläche hinter dem westlichen Schlossflügel möglich ist“, heißt es in dem Plan. Konkret: Die Schlossinsel könnte als Außengastronomie mitgenutzt werden. Gab’s da nicht Bedenken wegen des Landschaftsschutzgebietes? „Gespräche mit dem Kreis wurden bereits geführt. Der Planung wurde zugestimmt“, heißt es dazu. „Das Gespräch mit dem Denkmalschutz ist ebenso positiv verlaufen wie die Vorprüfung der Bauaufsicht“, sagt dazu die Verwaltung.
Jetzt ist das Ganze aber bestimmt nicht zum Nulltarif zu haben— was also soll es kosten? Für den Umbau der Fraktionsräume setzt die Verwaltung rund 140 000 Euro an. Für die Außenanlagen kommen nochmals 35 000 Euro hinzu, darin sind 18 000 Euro enthalten, die mit Bepflanzung und Pflasterungen im Außenbereich zu tun haben. Für unvorhersehbare Kosten sind 15 000 Euro angesetzt.
Nicht enthalten sind in dieser Schätzung Einrichtungskosten für das neue Lokal. „Diese sind vom Pächter zu stellen, so wie es in der Orangerie auch vorgesehen war“, heißt es weiter.
Was ist mit Kulturveranstaltung im und am Schloss, etwa den Festspielen? Die Intendantin der Schlossfestspiele wurde um Stellungnahme gebeten. Sie hat sich inzwischen geäußert und betont, dass sowohl Proben als auch Veranstaltungen ohne über das heutige Maß hinausgehende Störungen möglich sein müssten. Während der Aufführungen könnten die Besucher von der Orangerie profitieren. Weiterhin müssten Radfahrergruppen während der Proben umgeleitet werden.
Und noch ein „Bonbönchen“ hat die Verwaltung: Es könne zwar Einschränkungen während der Festspiele geben, an die sich die Orangerie-Pächter halten müssten. Aber: „Diese Restriktionen können dadurch ausgeglichen werden, dass zukünftig ein Ganzjahresbetrieb möglich sein wird“, heißt es in dem Papier.
Ab 1. Mai wird Salvatore Berini, der gemeinsam mit seinem Schwager Massimo Buono das beliebte Ausflugslokal betreibt, den Kiosk öffnen und in der Cafeteria Frühstück und Kaffee und Kuchen anbieten. Es wird wohl aber ein Frühstück ohne Rührei, denn selber kochen darf Berini vor Ort nicht.
Bürgermeister Josef Heyes hat sich mit den Betreibern der Orangerie „Da Chiara“ zum Gespräch getroffen. Im jüngsten Stadtrat hatte die Technische Beigeordnete Martina Stall erklärt, ein sommerlicher Ausschank im Neersener Schlosspark sei ab Mai erlaubt, das Kochen von warmen Speisen aber nicht. Denn „die Küche ist formal illegal“. Warme Speisen dürften dort nur ausgegeben werden.