Osterath macht im Dezember dicht
Aus gesundheitlichen Gründen muss Inhaber Hans-Josef Osterath das Traditionsgeschäft aufgeben. Viele Kunden sind traurig.
St. Tönis. Die Regale sind noch gut gefüllt. Doch die roten Schilder mit der Aufschrift „Räumungsverkauf“ lassen keinen Zweifel. Schuh- und Lederwaren Osterath schließt. Im Dezember ist es soweit. Aus gesundheitlichen Gründen muss Inhaber Hans-Josef Osterath sein Geschäft aufgeben.
Seit dem 24. September teilen der 61-Jährige und seine Frau Ursula, die seit vielen Jahren im Laden ihres Mannes mitarbeitet, den Kunden ihren Entschluss mit. „Die Leute sind schon sehr betroffen und traurig“, sagt Ursula Osterath. Auch die anderen Geschäftsleute an der Hochstraße bedauern die Schließung. „Unser Laden war ein Anziehungspunkt“, weiß Osterath.
Was ab nächstem Jahr aus dem Ladenlokal werden soll, ist noch unklar. Die Osteraths möchten nicht, dass „irgendjemand“ die Räume übernimmt. „Wir haben schon ein paar Bewerber“, sagt Osterath. Allerdings habe bislang die Zeit gefehlt, sich vernünftig um eine Nachfolge zu kümmern. Gerne würden die Geschäftsleute einen neuen Schuh- oder Bekleidungsladen in ihren Räumlichkeiten sehen.
Am 3. April 1976 sind die Osteraths als Einzelhändler in St. Tönis gestartet. Zu Beginn auf 45 Quadratmetern mit einem reinen Lederwarengeschäft an der Hochstraße 34. Damit erfüllte sich Hans-Josef Osterath einen Traum. „Mein Mann wollte sich unbedingt selbstständig machen“, sagt Ursula Osterath.
Ursprünglich arbeitete er als Groß- und Außenhandelskaufmann im Büro. Die ersten Geschäftsräume stießen rasch an ihre Grenzen. Als Schuhe ins Sortiment kamen, platzten sie aus allen Nähten. Daher folgte 1978 der Umzug an die Hochstraße 49, wo das Kultgeschäft bis heute geblieben ist.
„In 40 Jahren hat sich viel geändert“, stellt Osterath fest. Vor der Tür sind die Autos von der Hochstraße verbannt worden. Die Fußgängerzone ist entstanden. Im Laden gab es regelmäßig Vergrößerungen und Umbauten. So war es möglich, mit der Zeit zu gehen. „Man muss Veränderungen schaffen“, so Osterath. Auch die Kunden hätten sich gewandelt. Sie seien anspruchsvoller geworden.
Und welche Konstanten gab es über vier Jahrzehnte? Vor allem das zentrale Geheimnis des Erfolgs. „Die persönliche Beratung war uns wichtig“, sagt Osterath. Zudem war das Schuh- und Lederwarengeschäft ein Garant für gute Qualität. „Wenn Sie nur darauf gucken, total preiswert zu sein, bringt das nicht viel“, so Osterath.
Mit dieser Philosophie konnten zahlreiche Stammkunden gewonnen werden, die auch in Zeiten des Einkaufens im Internet treu geblieben sind. Hinter der großen Auswahl an Schuhen, Lederwaren und Bekleidung steckte jede Menge Arbeit. Denn neben dem Verkauf mussten sich die Osteraths auch um die Auswahl neuer Waren kümmern. „Da waren die Wochenenden auch meistens weg“, so Osterath. Und dennoch machte dem Ehepaar die Arbeit im eigenen Geschäft vor allen Dingen eins: Freude.