„Pension Schöller“: Irre Geschichte in Neersen

Das zweite Abendstück der Schlossfestspiele wird am kommenden Samstag zum ersten Mal gezeigt.

Foto: Kurt Lübke

Neersen. Im August wird man über Erfolg reden können. In Neersen am Schloss. Man muss kein Prophet mehr sein, um gute Zahlen vorauszusagen. Die Schlossfestspiele lassen es 2015 krachen. Der 10 000. Besucher war längst da. Das Kinderstück ist famos. Michael Schanze hat als Pater Brown glänzende 90 Prozent plus eingespielt; das Wochenende ist ausverkauft und für die letzten drei Vorstellungen des Kriminalfalls gibt es nur noch 120 Karten.

Jan Bodinus

Und nun legt ein entspannt lächelnder, rundum zufrieden wirkender Intendant auch noch den nächsten Star nach: „Pension Schöller“. Denn, sagt Jan Bodinus: „Das Stück ist der Star.“ So gut wie sein komplettes Ensemble wirkt mit. Das hat er sich zu seinem Start in die Intendanz vorgenommen, dass „die ganze Riege in einem Stück zusammenkommt“.

Ein Abschluss zum Genießen soll’s werden. Die gute Stimmung im Ensemble eine Woche vor der Premiere musste dem Anschein nach nicht ins Drehbuch geschrieben werden. „Ich freue mich jeden Tag hierher zu kommen“, sagt der Intendant. Er lässt 14 Schauspieler auf die rasante Geschichte los.

Es ist eine von Provinz und Großstadt, von Täuschung und Verrücktheiten, von Vorurteilen, Exzentrik und Individualität.

Im Mittelpunkt steht der wohlhabende Gutsbesitzer Philipp Klapproth im Jahr 1890, in dem das nächste Jahrhundert nicht fern ist. Klapproth, „ein offener Typ“, reist eines Tages nach Berlin, besucht eine Sehenswürdigkeit nach der nächsten und hat irgendwann den Wunsch, eine Irrenanstalt zu besuchen. Sein Neffe Alfred soll’s möglich machen. Er führt den Onkel schließlich in die Pension Schöller, die er als Irrenanstalt ausgibt.

Klapproth lernt die Gäste, individuell bis durchgeknallt, kennen und hält sie für Insassen der Anstalt. Zurück in der brandenburgischen Provinz, taucht die „verrückte“ Gesellschaft plötzlich in Klappraths Landhaus auf. Der ist überzeugt, dass die Irren aus der Anstalt ausgebrochen sind, versucht sie einzusperren.

Jan-Christoph Kick ist in der Hauptrolle Klapproth nahezu pausenlos auf der Bühne. „Das Publikum verbringt viel Zeit mit ihm“, sagt Bodinus. Textmassen muss Kick bewältigen. Aber er mag die Hauptrolle in dem schrägen Stück. „Schon bei der ersten Leseprobe hatten wir viel Spaß.“ Eine große Herausforderung sei es, aber „wenn wir das alles so auf die Bühne bringen, dann wird das eine große Freude“.

Bodinus mag die Botschaft des Klassikers, die Individualität zulässt, Egoismus entlarvt. „Man kann sich fragen: Wer ist das mir gegenüber? Wie schauen wir uns an?“

Das Schloss öffnet für rasante Ab- und Zugänge alle Türen und Fenster, Silke von Patay hat drei Bühnenbilder entworfen. Es gibt viel zu sehen, sagt der Intendant, der in der letzten Probenwoche noch einmal aufs Tempo drückt. „Wir dürfen keine Sekunde verschenken.“

Das tut er übrigens auch nicht. Obwohl es so gut läuft — sogar „Pension Schöller“ hat vor der Premiere schon eine Auslastung von 60 Prozent — plant er schon täglich zwei Stunden die Spielzeit 2016. Seinen ersten Erfolg hat der Intendant in der Tasche. Den nächsten will er auf keinen Fall verspielen.