Perfekter Tanz bewegt in Schiefbahn

Das Bundesjugendballett besuchte die integrativen Gruppen des Turnvereins und trat mit ihnen auf.

Foto: Friedhelm Reimann

Schiefbahn. Beide wollen eigentlich das Gleiche: die Menschen bewegen. Sei es durch den Tanz oder durch ein Näherrücken der Gehandicapten an diejenigen, die etwas mehr Glück gehabt haben. Jetzt trafen sie sich zum Workshop und einer anschließenden Darbietung: das Bundesjugendballett und die jungen Leute der integrativen Gruppen des Schiefbahner Turnvereins.

Foto: Friedhelm Reimann

Auch der künstlerische Leiter des Ensembles, Kevin Haigen, hatte sich das gelbe T-Shirt mit der Aufschrift „Ja zu Integration und Toleranz“ übergezogen. Die etwa 30 Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen des integrativen TV, die diesmal dabei waren, trugen es zwar auch, brauchten es aber nicht unbedingt. Denn seit 2001 gibt es bereits beim TV dieses bemerkenswerte Angebot. Derzeit sind es 135 junge Leute, die sich in verschiedenen Gruppen zu Spiel, Spaß und Bewegung treffen.

Bei einer Preisverleihung im Sommer 2013 hatten Petra und Stephan Adomeitis, die mit ihrem Team beim TV diese integrative Arbeit immer weiter ausgebaut hatten, die Verantwortlichen des Balletts getroffen. Das Ballett gibt es seit mehr als drei Jahren, es tritt unter anderem in Seniorenheimen, Förderschulen, Krankenhäusern, ja sogar in Gefängnissen auf.

Etwa 100 Eltern und weitere Unterstützer sahen sich nach dem mehrstündigen Workshop in der kleinen TV-Halle das einstündige Programm an. Dabei zeigten die acht professionellen Tänzer und Tänzerinnen, zwischen 18 und 22 Jahre alt, zur klassischen, von Pianistin Aike Errenst gespielten Musik ihre Perfektion. Aber das war längst nicht alles: Die Kinder und Jugendlichen wurden mitgenommen, tanzten und gestikulierten. Sie lernten, bei ruhigen Sequenzen auch mal still zu stehen, während sie auch in der gespielten hektischen Zeit mit Händen und Füßen das „Räderwerk“ in Betrieb hielten. „Die Kinder sind dabei über sich hinausgewachsen“, sagte die Abteilungsleiterin der TV-Integration, Ulrike Bamberg.

Nur wenigen jungen Leuten war vor ihrem Auftritt die Nervosität anzumerken. „Das Training war stark, weil ich zur Musik hüpfen durfte“, sagte der 15-jährige Julius, der beim TV in der Trampolin-Gruppe ist.

Und auch Claudia, Christopher oder Romina waren mittendrin und aktiv dabei. Der neunjährige Tobias war ebenfalls an dem frühen Abend ein gefeierter Star. „Ich turne beim TV, gut wäre auch eine Musikgruppe, ich habe nämlich selbst ein Schlagzeug“, sagt der Junge. Und kurz vor der Aufführung erzählt seine Mutter, dass Tobias eine Wachstumsstörung habe und ihm das Turn-Training, aber vor allem der Kontakt mit den anderen gut tue: „Früher war Tobias Schwächeren gegenüber etwas rabaukenhaft, seitdem er turnt und dabei andere besser kennengelernt hat, geht er mit ihnen ganz anders um.“

Es war bei der tanzenden Inklusion für alle ein Erlebnis. Zwischendurch kam Frank Lazzarin von der Willicher Massivhaus-Firma „Town & Country Haus“ vorbei und gab für die integrative Arbeit eine Spende von 500 Euro. „Die können wir für die nächsten Ferienspiele gut gebrauchen“, bedankte sich Ulrike Bamberg.

Auch die Tänzer Georgia, Frederica, Minju, Maria, Helias, Pascal, Nicolas und Yehor mussten zum Schluss, als das 14-köpfige Team wieder in Richtung Hamburg aufbrechen musste, viele Hände schütteln. „Ihr kommt doch hoffentlich wieder?“, meinte nicht nur der 15-jährige Julius.