Das besondere Weihnachtsfest Heiligabend Dienst im Seniorenhaus

St. Tönis · Altenpflegerin Petra Volgmann mag die Atmosphäre und das Programm an der Gelderner Straße. 

Zeit für ein Gespräch und gemeinsames Singen werden sich Altenpflegerin Petra Volgmann und Bewohnerin Gertrud Spaan an der geschmückten Tafel auch an Heiligabend nehmen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

„Seit Oma nicht mehr da ist, feiern wir nicht mehr wie früher.“ Früher, da saßen Petra Volgmann, ihre sechs Geschwister und die Eltern mit Oma am langen Tisch. Aus der Christmette zurück, wurden an Heiligabend stets Rindfleischsuppe und Sauerbraten mit Rotkohl und Klößen aufgetischt.

 „Wir hatten unsere Rituale und Aufgaben“, erzählt die 35-Jährige. Das Festessen, gemeinsames Musizieren, der Kirchgang – alles hat die Erinnerung der gebürtigen Krefelderin, die heute mit ihrem Mann in Oedt wohnt, geprägt. Ihre Weihnachtsgefühle sind gut behütet.

Wenn Altenpflegerin Petra Volgmann heute in St. Tönis die weiße Tischdecke heraussucht, die Tische im Erdgeschoss des Seniorenhauses an der Gelderner Straße zu einer langen Tafel zusammenschiebt, rote, bedruckte Servietten auslegt, anstatt der alltags-weißen, dann knüpft sie auch an ihr persönliches Feiertagsgefühl an.

Arbeiten an Heiligabend? Kein Problem für sie. „Wir sprechen uns untereinander ab. Jeder ist mal dran.“ 20 Kollegen sind für die 40 Bewohner im Erdgeschoss inklusive der fünf Kurzzeitpflege-Plätze zuständig. Seit fünf Jahren arbeitet die Oedterin in St. Tönis. Die Stimmung im Seniorenhaus sei in der Adventszeit festlich. „Überall ist es geschmückt. Und in diesem Jahr ist unser Baum im Foyer besonders schön.“

Am Heiligen Abend kommt eine Portion Weihnachtsprogramm dazu. „Es ist von morgens an ein besonderer Tag.“ Obwohl ihre Schicht am 24. Dezember eigentlich erst um 13.30 Uhr beginnt, ist Petra Volgmann bereits um halb elf im Seniorenhaus. „Dann beginnt das Konzert der Freiwilligen Feuerwehr. Ein Highlight für uns alle. Die Musik schallt bei gedimmtem Licht durch alle Etagen. Unsere Bewohner lieben es.“

Am Nachmittag kommen alle zu Kaffee und Torte und „einem Eierlikör vom Haus“ zusammen. Es steht das von den Bewohnern selbst gebackene Spritzgebäck auf dem Tisch, gleich daneben werden Texthefte liegen. „Mit zwei, drei Liedern stimmen wir uns ein“, sagt Volgmann. Sie freut sich  darauf, mit Gertrud Spaan und den anderen Bewohnern und Angehörigen, die ins Haus kommen, zusammenzusitzen.

„Später bringen wir die Bewohner aufs Zimmer, damit sie ein wenig Ruhe finden. Denn das ist schon ein Power-Programm von morgens an.“

Zwei Stunden später ist die Tafel festlich gedeckt. Auf Wunsch der Bewohner gibt es „Kartoffelsalat und Würstchen. Daran musste ich mich erst gewöhnen“, sagt Petra Volgmann. Sie war aus Kinderzeiten ja das weihnachtliche Drei-Gänge-Menü gewohnt. „Von dem Wunsch weichen wir auch nicht ab. Die Bewohner sagen immer: ,Schwester Petra, das kann man gut gemeinsam in der Küche vorbereiten’.“

„An Heiligabend sind wir drei Mitarbeiter mehr. So können wir die Leute enger betreuen. Dass die Bereitschaft dafür da ist, finde ich top“, sagt Volgmann. Natürlich passiere es bei aller Festlich- und Fröhlichkeit auch, dass hier und da Tränen fließen, weil sich Erinnerungen an frühere Zeiten, an die Kindheit Bahn brechen, die Bewohner ihre Kinder, sogar ihre Eltern vermissen.

Petra Volgmann ist darauf vorbereitet. Sie fängt auf, hält die Hand zum Trost. „Zwischendurch reiße ich Witzchen, dann geht es oft wieder“. Es berühre sie sehr, wenn Bewohner plötzlich in sich gekehrt seien. „Dann versuchen wir sie in ihrer Traurigkeit aufzufangen.“ Beim Zubettgehen nach einem aufwühlenden Abend könnten traurige Gefühle noch einmal hochkommen. „Wenn es gewünscht wird, sprechen wir gemeinsam ein Gebet.“ Wichtig sei es ihr, betont die Altenpflegerin, dass alle vor dem Schlafen ihre Ruhe wiedergefunden haben.

Aufwühlend ist dieser bewegende Arbeitstag für die 35-Jährige selbst. „Manchmal weine ich auch auf dem Weg nach Hause“, sagt Petra Volgmann. Ruhe findet sie, wenn sie nach dem festlichen Essen mit ihrem Mann nach Kevelaer, in die Heimatstadt ihrer Oma, fährt und dort die Christmette miterlebt. „Das ist eine wunderbare Atmosphäre dort. Ich mache das für mich, sammele Kraft für den nächsten Tag.“

 Welche Freude von den Bewohnern ausgeht, war während des Gesprächs mit Petra Volgmann über das besondere Weihnachtsfest zu hören. Als plötzlich ein Weihnachtslied, von einer Seniorin am Flügel gespielt, im Zimmer zu hören war. Wie ein unabgesprochenes Ständchen zum Fest. Für Schwester Petra. Sie jedenfalls strahlte.