Pimpertzhof: Christian Pakusch ruft zu mehr Sachlichkeit auf
Schon seit 1993 wird immer wieder über eine Umnutzung des alten Gehöfts am Rande von Anrath gestritten.
Anrath. Das Problem ist eigentlich schon 25 Jahre alt, doch es führt bis heute zu heftigen Diskussionen. Die Rede ist vom Pimpertzhof in Anrath, den der Krefelder Farhad Jalali 2013 kaufte, um dort seine Firma „Video-Wall“ anzusiedeln. Eine Genehmigung zum Umbau des alten Gehöfts im Außenbereich versagte ihm die Stadtverwaltung jedoch, weswegen sich das Ganze mittlerweile zum juristischen Kleinkrieg entwickelt hat — bis hin zu einer angeblichen Strafanzeige gegen die Technische Beigeordnete Martina Stall. Diese ist bei der Stadt allerdings bis gestern nicht eingegangen, erfuhr die WZ.
Nach Informationen unserer Zeitung gab es bereits 1993 — zu dieser Zeit war Willi Spee Technischer Beigeordneter — den Antrag, den ehemaligen Bauernhof zu einer Schlosserei umzubauen. Schon damals wurde dazu keine Genehmigung erteilt. Jahre später soll die Stadt bei einer Brandschau festgestellt haben, dass die Umnutzung trotzdem vorgenommen worden war. Diese im Nachhinein zu legalisieren, sei im Rahmen eines ordnungsbehördlichen Verfahrens untersagt worden, heißt es.
Schon zu dieser Zeit gab es offenbar Zweifel an der Standfestigkeit der Scheune sowie Brandschutzmängel. Die Firma verlegte schließlich 2002 ihren Sitz in eine andere Stadt im Kreis Viersen, danach sei die Scheune nicht mehr genutzt worden, argumentiert die Verwaltung. Farhad Jalali sagt dagegen, er habe den Hof im Januar 2013 samt der Schlosserei gekauft, die dort von der Stadt gebilligt worden sei.
Wie auch immer: Im März 2013 hat der neue Eigentümer eine Bauvoranfrage zur Instandsetzung einer ehemals landwirtschaftlich genutzten Hofanlage als Einfamilienhaus gestellt. Doch der bestehende Bebauungsplan gab dies nicht her. Im Planungsausschuss wurde deshalb im Juli 2013 beschlossen, diesen durch die Verwaltung ändern zu lassen. 2014 stand dies auch im Arbeitsprogramm der Stadtverwaltung, umgesetzt worden ist dies bis heute nicht.
Noch 2013 sollen — ohne Genehmigung — Abbrucharbeiten auf dem Gelände begonnen haben. Vorhandene Gebäude waren dadurch aus Sicht der Stadt nicht mehr standfest. Sie stoppte daher die Arbeiten und ordnete eine Versiegelung der Hofanlage an: Der Eigentümer darf seitdem weder Arbeiten auf dem Grundstück ausführen noch die Gebäude betreten. Gleichwohl stellte die Untere Landschaftsbehörde im Januar 2015 fest, dass dort wieder gearbeitet wird. Unter anderem wurden ein Erdwall angelegt und Flächen versiegelt.
Im Dezember 2015 erfolgt schließlich die Ablehnung der Bauvoranfrage von 2013, wogegen Jalali Klage beim Verwaltungsgericht erhob. Im August 2016 fand deshalb ein Ortstermin statt. Aufgrund der Ergebnisse dort soll die Klage zurückgezogen worden sein. Dem Vernehmen nach wurde dem Eigentümer jedoch in Aussicht gestellt, „wohlwollend zu prüfen“, ob eine Nutzung des ehemaligen Wohnhauses gestattet werden kann, wenn er gleichzeitig alle übrigen Gebäude abbrechen lässt.
Tatsächlich reichte Farhad Jalali entsprechende Anträge bei der Bauaufsicht ein. Diese mussten jedoch bis zum 30. November nachgebessert werden, da noch Unterlagen und statische Berechnungen fehlten. Das ist offenbar bis heute nicht geschehen.
„Ich war deshalb bis vor kurzem davon ausgegangen, dass sich die Sache erledigt hat“, sagt Christian Pakusch, Vorsitzender des Planungsausschusses. Dort soll auf Antrag der Grünen über den Pimpertzhof gesprochen werden — ob schon in der Sitzung nächste Woche, ist ebenso offen wie die Frage, was in diesem laufenden Verfahren überhaupt öffentlich diskutiert werden kann. „Das muss man abwägen, es gibt schützenswerte Interessen“, sagt Pakusch.
Im Übrigen appelliert der CDU-Politiker, „zur Sachlichkeit zurückzukehren“: Es sei falsch, dass der Eigentümer des Hofes Mitarbeiter der Verwaltung auf seiner Homepage „öffentlich an den Pranger stellt“. Pakusch regt ein „vernünftiges Gespräch“ an. Dazu habe auch Farhad Jalali nochmals seine Bereitschaft signalisiert.