Pumpen sollen Wasser senken
Bürgermeister kam zur Schäferstraße.
St. Tönis. Julia Schmitz stellt ihre Gummistiefel nicht mehr weg. Zu oft muss sie in ihnen durch Wasser waten. Nicht draußen beim Spaziergang mit Hund, sondern in den eigenen vier Wänden an der Schäferstraße in St. Tönis. Ihren Nachbarn ergeht es nicht besser. Auch sie haben mit hohem Grundwasserpegel zu kämpfen, das Wasser läuft zum Teil durchs Kellerfenster in ihre Häuser.
Schien zunächst jeder mit dem Problem allein dazustehen, tauschen sich 14 Schäferstraßen-Anwohner nun mit hohem Sachverstand aus. Die Sorge vor Nässe im Haus lässt sie nicht ruhen. Sie haben sich vielerorts informiert.
Von der Lage in dieser Nachbarschaft haben sich Bürgermeister Thomas Goßen und Jörg Friedenberg, Leiter des städtischen Abwasserbetriebs, am Freitag ein Bild gemacht. Friedenberg sprach Mitte der Woche von einem Grundwasserpegel in der Stadt, der so hoch sei wie seit 30 Jahren nicht mehr. In letzter Zeit erreichten ihn viele Anrufe von Bürgern, denen es ergeht, wie den Schäferstraßen-Nachbarn.
Die sorgen sich angesichts der Friedhofsnähe beispieslweise um die Grundwasserqualität. Die Analyse gezogener Proben hat bisher aber keine Gefährdung ergeben. Die Stadtverwaltung erwartet dazu noch einen Bericht des Gesundheitsamtes Viersen.
Dass die Schäferstraße früher Sumpfgebiet war (laut Information des Geologischen Dienstes NRW), sei bei Baubeginn des Viertels 1977 von Bauträger und Stadt verschwiegen worden, sagte ein Anwohner in dem Gespräch mit Goßen. Auf Nachfrage habe das Bauamt damals erklärt, es sei nicht nötig, einen Keller aus wasserdichtem Beton zu bauen.
Das Baugebiet soll in einer Zeit ausgewiesen worden sein, in der die Grundwasserstände in der Stadt auf historisch niedrigem Niveau waren. Seit 1986, seit der Schließung der Rixen-Brauerei, steige aber das Grundwasser, sagt ein Anwohner, der seit Jahrzehnten wöchentlich den Pegel im eigenen Gartenbrunnen misst.
Die Nachbarn glauben, dass Pumpanlagen das Wasser absenken könnten. Ein Anlieger verwies auf entsprechende Anlagen der Firma Kress oder Cray Valley. Goßen will das klären. Auch, ob es möglich ist, die Trinkwasserförderung in St. Tönis zu erhöhen, um das Grundwasser zu senken. Eine Anliegerin forderte, Müll und Unkraut im Abflussgraben in Richtung Unterschelthof zu beseitigen. Zurzeit sei eine Entwässerung des Gebiets behindert. „Wir bleiben am Ball“, sagt Julia Schmitz. Die Schäferstraße erwartet jetzt konkrete Hilfe.