Rabatte — aber auf was?
Die Händler nehmen es mit Auszeichnung der Preise nicht sehr genau.
Tönisvorst. In den Schaufenstern wimmelt es in diesen Tagen gerade zu vor grellen Schildern, schrägen Pfeilen und Symbolen. Der Sommerschlussverkauf ist zwar offiziell abgeschafft, trotzdem werben viele Händler derzeit mit Preisnachlässen von bis zu 50 Prozent. Alles muss raus, die Sommerware kann weg, die warme Kleidung braucht den Platz. Aber wie ausgezeichnet sind diese Angebote wirklich?
Die Frage ist ganz wörtlich zu verstehen. „Ich vermisse bei manchen Geschäften die Preisangaben der Ware im Schaufenster“, beschwert sich WZ-Leser Reinhold Salzburger. „Schämen sich die Geschäfte ihrer Preise? Sollten die Mitbewerber oder gar die Kunden keine Preisvergleiche anstellen können?“, fragt er.
Tatsächlich gibt es die sogenannte Preis-Angaben-Verordnung. „Ware im Schaufenster muss mit einem Preis ausgezeichnet sein“, sagt Frank Holland. Er ist Rechtsanwalt des Einzelhandesverbands Krefeld/Kreis Viersen, der unter anderem auch für Tönisvorst zuständig ist.
„Gerade bei einem Sonderverkauf muss man den Preis ermitteln können. Dem Kunden muss klar sein, wie viel er am Ende für den Artikel zahlt“, sagt Holland. Aber nicht jeder Artikel brauche einzeln ausgezeichnet werden. „Bei einer Puppe reicht es zum Beispiel auch, wenn unten ein Schild steht, auf dem die einzelnen Preise aufgeführt sind.“
Doch bei einer Stichprobe am Montagmorgen in der Innenstadt fällt schnell auf, dass sich nicht alle Einzelhändler daran halten. „50 Prozent auf die komplette Sommerkollektion“ verspricht beispielsweise ein großes Schild im Schaufenster von „Pickartz Fashion“.
Aber 50 Prozent auf was? Kein einziges Hemd, keine Hose ist mit einem Preis versehen. Dabei weiß die Verkäuferin, die ihren Namen nicht nennen möchte, dass das eigentlich nicht geht. „Unser Computer ist im Moment kaputt, und die Chefin ist im Urlaub. Wenn ich Zeit hätte, das von Hand zu machen, würde ich es tun“, sagt sie.
Das ist kein Einzelfall. Ein paar Meter weiter ist „Robben Men Fashion“ — ein Bekleidungsgeschäft für Herren. Dort sind zwar die Waren auf den Aufstellern vor dem Schaufenster ausgezeichnet, im Fenster fehlen die Preise aber. „Normalerweise zeichne ich alles aus, aber gerade jetzt im Schlussverkauf bei den vielen Einzelteilen wäre das sehr aufwändig“, sagt Inhaber Stefan Robben. „Ich glaube auch, dass mich die Kunden ansprechen würden, wenn es sie stört.“
Tatsächlich kommt es immer mal wieder vor, dass verunsicherte Stadtbummler beim Tönisvorster Ordnungsamt anrufen und sich dort beschweren, sagt Stadt-Pressesprecherin Catharina Perchthaler.
„In diesen Fällen gehen wir den Hinweisen gezielt nach.“ Ansonsten werde die Auszeichnungspflicht im Rahmen der regelmäßigen Kontrollgänge überprüft. „Bislang haben wir aber nur Verwarnungen ausgesprochen und noch nie ein Bußgeld verhängt“, sagt Perchthaler. Das fange im Wiederholungsfall bei 50 Euro an.
Dabei hätten die Mitarbeiter des Ordnungsamtes einige Verwarnungen auszusprechen. Auch im Schaufenster des Deko-Ladens Breuer te Heesen etwa fehlen die Preise an Kissen, Vasen und Schälchen.
Doch es gibt mindestens ebenso viele Gegenbeispiele. Wie der Mode-Treff Prinzen am Marktplatz. Fein säuberlich ist dort jeder Artikel mit einem Preis beschriftet. „Klar, uns ist immer gesagt worden, dass wir das machen müssen“, sagt Filialleiterin Ilona Berghs. Und auch Stefan Robben gelobt Besserung. „Ich werde jetzt verstärkt drauf achten“, verspricht er.