Schiefbahn: Diskussion - Viel reden, aber wenig sagen
Die Landtagskandidaten stellten sich im St.Bernhard den Fragen von Schülern.
Schiefbahn. Es ist irgendwie wie immer, wenn viele Teenager aufeinander treffen: Der Lautstärkepegel ist hoch, es wird gelacht und durcheinander gerufen. Und so füllt sich die Kapelle des St. Bernhard-Gymnasiums unter Rumoren langsam aber sicher mit Schülern der elften und zwölften Klassen. Die Platzwahl wird zum Staatsakt, Cliquen wollen zusammen sitzen - aber bloß nicht in den ersten Reihen.
Dann tritt die Mitschülerin Dragana Mitrovic (17) ans Mikrofon, und sofort kehrt Ruhe ein. Plötzlich fällt sogar auf, dass auf der Bühne still und leise fünf Erwachsene Platz genommen haben: die Landtagskandidaten für den Wahlkreis 51. Die Schülervertretung hatte die Politiker eingeladen, um Antworten auf Fragen zu bekommen, die die Jugendlichen interessieren.
"Wir haben in den Klassen Fragen gesammelt", sagt Dragana. "Diejenigen, die am häufigsten gestellt wurden, haben wir ins Programm genommen."
Die Podiumsdiskussion moderiert sie zusammen mit Alberto Hoffmann, beide besuchen den Sowi-Leistungskurs. Doch die meisten Schüler dürfen noch gar nicht wählen, sind noch keine 18 Jahre alt. "Uns ist die Veranstaltung trotzdem wichtig", sagt Dragana. "Die Schüler sollen einen Eindruck davon bekommen, dass Politik nicht meilenweit entfernt ist und uns alle betrifft."
Dann stellen sich die Kandidaten vor, gehen zum Teil minutenlang auf ihren Werdegang ein. Manchmal geht deshalb ein ungeduldiges Raunen durch die Reihen, aber alle ernten höflichen Applaus. Doch als die erste inhaltliche Frage gestellt wird, sind bereits 15 Minuten verstrichen, die Zeit drängt - und zu den Themen, die die Schüler interessieren, wurde noch gar nichts gesagt.
Dann geht’s endlich los: Die Politiker sollen zum Thema Studiengebühren Stellung beziehen. Sofort bilden sich zwei Lager. Inhaltlich halten Stefan Berger(CDU) und Stefan Feiter(FDP) zusammen, verteidigen das von Schwarz-Gelb eingeführte Gebührensystem. Monika Ruff-Händelkes (SPD), Martina Maaßen (Grüne) und Franz Lohbusch (Linke) argumentieren dagegen, Meinungsverschiedenheiten gibt es höchstens im Detail.
Das setzt sich auch beim Streitthema Schulreform und bei der Diskussion um den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr fort. Doch die Schüler sind kritisch: "Eigentlich finde ich die Veranstaltung gut", sagt Erstwählerin Sarah (18). "Aber bis jetzt hat es nicht wirklich etwas gebracht."
Denn die Politiker würden viel reden, ohne unbedingt viel zu sagen. Zwar gibt es für den ein oder anderen Satz der Politiker auch mal Szenenapplaus. "Aber die langen Monologe nerven", sagt eine Schülerin. Dragana ist am Ende trotzdem zufrieden: "Viele Schüler fanden die Diskussion informativ."
Aber mehrere Themen mussten aus Zeitmangel von der Liste gestrichen werden. "Zur Atompolitik sind wir leider nicht mehr gekommen", sagt sie.