Schiefbahn: Kampf um die eigene Firma
Existenzgründung: Einen steinigen Weg hat die Schiefbahnerin Elke Schiffmann hinter sich. Jetzt hat sie eine eigene Parfümerie.
Schiefbahn. Der Mittelstand soll gestärkt und Existenzgründern bessere Perspektiven gegeben werden. Elke Schiffmann kann über derartige Aussagen von Bundes- wie Landespolitikern nur den Kopf schütteln. Die 55-Jährige aus Schiefbahn hat sich im Mai dieses Jahres mit einer Parfümerie selbstständig gemacht.
Einige dicke Ordner belegen die Odyssee, die sie in dieser Angelegenheit hinter sich hat - ihren Kampf um Zuschüsse oder öffentliche Gelder. Nur mit Erspartem und Hilfen ihrer Familie gelang ihr schließlich der ersehnte Schritt in die Selbstständigkeit.
"Ich brauche jetzt nur noch..." Diesen Satz hat Elke Schiffmann unzählige Male von Mitarbeitern in Banken und Sparkassen gehört, erklärt sie. Es sei dabei zuletzt um den Versuch gegangen, ein Existenzgründerdarlehen über die NRW-Bank zu bekommen. Die mit der Vorprüfung beauftragte Sparkasse verlangte zahlreiche Unterlagen, wie Liquiditäts- und Rentabilitätspläne, sogar mögliche Umsatz- und Gewinnerwartungen.
Viele Wochen habe Schiffmann gemeinsam mit ihrer Steuerberaterin daran gearbeitet, sagt sie. Und nicht nur einmal erhielt sie die Unterlagen zurück - mit dem Vermerk, dass sie nicht richtig ausgefüllt seien. "Sie haben bei einigen Angaben einen Strich gemacht, da muss aber eine Null hin. Sonst können wir das nicht elektronisch erfassen", sei einer dieser Standardsätze gewesen. Anstelle von Hilfestellungen habe sie viel Belangloses zu hören bekommen, sagt die Neu-Geschäftsfrau.
Letztlich nutzte alles nichts. Die NRW-Bank lehnte im Mai ein Darlehen ab. "Sie haben mir nicht zugetraut, solch einen Betrieb unter kaufmännischen Gesichtspunkten zu führen", sagt Schiffmann.
Trotzdem blieb sie bei ihrem Vorhaben. Sie erwarb die ersten Möbel, die erste Lieferung von Cremes, Düften, Kosmetika oder Salben kostete rund 19000 Euro. Mit viel Mühe brachte sie diesen Betrag auf. "Bereut habe ich dies bis zum heutigen Tag nicht, das Geschäft wird gut angenommen", sagt die gebürtige Mülheimerin.
Die gelernte Apothekenhelferin hatte sich bislang den Lebensunterhalt durch Tätigkeiten bei der Johanniter Unfallhilfe, in der Altenpflege, als Praxishelferin in einer Tagesklinik und als Sachbearbeiterin in einer Krankenkasse verdient.
Ein erster Bandscheibenvorfall und eine missglückte Wirbelsäulen-Operation 2006 schränkten sie erheblich ein. Sie erhält seitdem eine Berufsunfähigkeitsrente. Im Oktober 2009 sah sie keine andere Alternative, als sich selbstständig zu machen: "Denn keiner hätte mich sozialversicherungspflichtig angestellt." Ihr Resümee: "Ich bin maßlos enttäuscht, man hat mich voll im Regen stehen lassen."