Willich Schnurr-gerade zur Premiere

Das Ensemble der Festspiele fiebert dem „Gestiefelten Kater“ entgegen, der ab 12. Juni gezeigt wird.

Foto: Kurt Lübke

Neersen. Es geht schnurr-gerade auf die erste Festspielpremiere zu. In einer Woche streift Gideon Rapp die probenbequeme Jogginghose ab und steigt fürs Premierenpublikum endlich ins Edelmannkostüm und hohe prächtige Stiefel.

„Dieses Kostüm macht was mit einem“, schwärmt der Hauptdarsteller im Kinderstück der neuen Spielzeit. Der Phileas-Fogg-Abenteurer des Vorjahres ist es, der nun den in einen Kater verzauberten „Don Miguel de la Salamanca“ aus Spanien spielt, singt und tanzt — mit allem außer Langeweile. „Boring, boring, das geht gar nicht“, verspricht er nicht nur anspruchsvollen acht-, neunjährigen Jungs im Publikum.

Spielen, das gelingt Rapp augenscheinlich bis zur Rollenverschmelzung mit einer wunderschönen Katzenpuppe aus der Werkstatt von Ausstatterin Silke von Patay. Denn wenn Schauspieler Rapp zum Puppenspieler wird, als Edelmann unter einem langen Mantel verschwindet, um dem Katz- und Maus-Spiel mit Müllerssohn Hans (Sebastian Teichner) volle Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, muss jeder Schritt, jede Körperdrehung mit seinem Mitspieler sitzen. „Dann erwecke ich die Katze auf Hans’ Schulter zum Leben.“ Techner über Rapp und Rollen: „Wir haben eine starke Nähe.“

Viel Leben, Lebendigkeit, Spitzigkeit und Temperament, steckt offenbar drin in dem Stück „Der gestiefelte Kater — Schreck lass’ nach“, das in Anlehnung an das Grimmsche Märchen in einer munteren 70-Minuten-Fassung auf die Bühne kommt. Und nicht nur dorthin: „Wir spielen aus jedem Schornstein“, verspricht Jan-Christof Kick, König und Zauberer in Doppelrolle.

Doppelrollen übernimmt — bis auf Teichner (Hans) — jeder im Ensemble-Sextett. Sarah Elena Timpe spielt eine Hexe und eine verzauberte Marquesa. Reinhild Köhncke Prinzessin Amalie und zwei Diener. Routinier Heinz Hermann Hoff setzt einen drauf, wandelt und wandelt sich.

„Wir werden ihn immer wieder verzaubern“, sagt Heike Werntgen. Die Regisseurin ist von der Kraft des Stücks als Unterhaltung für die ganze Familie überzeugt. Einige Tage vor der Premiere „stecken wir in einem spannenden Prozess“. Sie hebt die Musik, die Gideon Rapp geschrieben hat, hervor. Überhaupt die Ideen, die das Ensemble hineinbringt.

Die ersten Durchläufe haben allerdings gezeigt, dass die Aufführung mit zunächst zwei Stunden und nun einer Stunde und 35 Minuten noch zu lang ist. „70 Minuten — das ist eine schöne, konzentrierte Angelegenheit“, nennt Intendant Jan Bodinus das Idealmaß. Mal hören, wer man lautesten schnurrt oder schnauzt, wenn’s den noch zu „langen“ Stiefeln an die Absätze geht.