Willich Einsatz für den Vogelschutz: Nabu zeichnet Holcim aus
Das Unternehmen hat an der Willicher Kiesgrube neue Lebensräume für Uferschwalben geschaffen. Dafür hat es jetzt die Schwalbenplakette erhalten.
Willich/Vorst. „Dort fliegen gerade welche“, sagt Holcim-Projektleiter Andreas Richter und deutet in Richtung des Steilufers an der gegenüberliegenden Seite der Ausbaggerungsfläche auf der Hardt in Willich. Wie zwei kleine Pfeile schießen die beiden Uferschwalben entlang der Wand mit den vielen Löchern und nehmen Kurs quer über den See. Ein weiteres Pärchen dieser kleinsten europäischen Schwalbenart taucht auf. „Aktuell leben hier zwischen 60 und 80 Paare“, sagt Jack Sandrock, der mit einem Fernglas den Flug der Vögel verfolgt.
Der Leiter der Nabu Ortsgruppe Willich muss es wissen. Zusammen mit Rolf Cöhnen führt er seit Jahren Vogelbeobachtungen und —zählungen an der Willicher Kiesgrube, an der das Unternehmen Holcim tätig ist, durch. Die Nabu-Mitarbeiter müssen sich anmelden, werden entsprechend mit Sicherheitsausrüstung einschließlich Helm ausgerüstet und dürfen aufs Gelände, zu dem ansonsten nur die Mitarbeiter Zutritt haben.
Die Uferschwalbe steht auf der Roten Liste und hätte ohne Hilfe keine Chance, zu überleben. In den Kieswerken von Holcim in Willich und Vorst hat sie einen Lebensraum gefunden, in dem sie auch für Nachwuchs sorgen kann. Normalerweise leben und brüten sie an Steilböschungen von Flussufern. Doch da es diese so gut wie gar nicht mehr gibt, ist die Population der Uferschwalbe stark zurückgegangen. In den Kiesgruben entstehen indes an den Abbruchkanten neue Lebensräume.
Die Zusammenarbeit mit dem Kieswerkbetreiber besteht schon seit vielen Jahren besteht. „In den Anfängen haben wir die Abbruchkanten in den Kieswerken selber gestaltet, und zwar per Spaten abgestochen“, erinnert sich Jack Sandrock. Vor einigen Jahren haben die Holcim-Mitarbeiter diesen Part übernommen.
Oft wird der Rohstoffabbau mit Raubbau gleichgesetzt. Dass dem nicht so ist, zeigt das Unternehmen mit seinem Einsatz, neue Lebensräume für bedrohte Tiere zu schaffen. Dabei profitieren nicht nur die Uferschwalben. Auf dem Gelände, wo keiner die Vögel stört, haben sich auch Austernfischer und Flussregenpfeifer angesiedelt. Für Letzteren haben die Kieswerkmitarbeiter eine Fläche mit Kies per Radlader aufgeschüttet. Solche Flächen braucht der Vogel zum Brüten.
Der Austernfischer hat sich in diesem Jahr einen besonderen Platz ausgesucht. „Er hat auf einem großen Ankerklotz, auf dem ein Sand-Kies-Gemisch zu finden ist, zwei Eier gelegt. Wir wissen das und berücksichtigten es entsprechend bei unseren Arbeiten. Wir haben alle ein Gespür dafür. Wenn es mit dem Nachwuchs klappt, freuen wir uns riesig“, sagt Vorarbeiter Rolf Gahrmann.
In einem der Vorjahre hatte sich der Austernfischer im Kieswerk Vorst einen Platz zwischen zwei Endmaterialkegeln ausgesucht. „Wir haben dafür die Anlage ein wenig verschoben, damit wir mit dem Endmaterial nicht das Nest verschüttet hätten“, berichtet Richter.
Für all diesen Einsatz gab es jetzt vom Nabu sowohl für Willich wie für Vorst die Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“. Monica und Jack Sandrock betonten nochmals, wie sehr man sich freue, dass sich das Unternehmen für die bedrohte Uferschwalbe einsetze und auch ansonsten Rücksicht auf Tiere nehme, die in den Ausbaggerungsflächen einen neuen Lebensraum fänden. .