Schreitbagger holt die Wasserbausteine aus der Niers
Verband will mit der aktuellen Maßnahme auf die Sorgen der Anwohner reagieren.
Neersen. „Wir haben verstanden.“ Diesem alten Werbeslogan eines deutschen Autoherstellers kann sich Professor Dietmar Schitthelm, Vorstand des Niersverbandes, sicher zu 100 Prozent anschließen. Ende 2014 hatte er Anwohnern des Grenzwegs in Neersen bei einer Info-Veranstaltung die geplante Ausweisung von Überschwemmungsgebieten an der Niers erläutert — und sich dabei heftige Kritik anhören müssen. „Wir nehmen die Sorgen der Bürger ernst und arbeiten daran, durch eine Vielzahl von Maßnahmen die Hochwasserspitzen weiter zu senken“, betonte Schitthelm gestern bei einem Ortstermin.
Der Anlass: Seit einigen Tagen ist der Schreitbagger des Niersverbandes am Grenzweg aktiv. Das 14 Tonnen schwere Gerät entfernt zwischen der alten B 7 und der Bahnbrücke sogenannte Wasserbausteine vom Viersener Niersufer. „Mit dieser Maßnahme wollen wir ein Zeichen setzen“, sagt Schitthelm.
Die Grauwacke-Brocken waren von den 30er bis in die 70er Jahre zur Ufersicherung eingebaut worden. Denn durch die damalige Begradigung der Niers erhöhte sich die Fließgeschwindigkeit. „Diese Form einer aufwendigen Ufersicherung ist nicht mehr erforderlich“, erklärte Jörg Langner, Leiter des Fachbereichs Gewässer beim Niersverband.
Laut Schitthelm ist die Fließgeschwindigkeit der Niers durch Umbauten zum „schönen Gewässer“ heute eher gering. Durch die Entnahme der Steine werde sie leicht erhöht. Große Effekte auf die Wasserstände werden jedoch noch nicht erwartet. Das könnte erst durch weitere Schritte erfolgen — von der Abflachung der unteren Böschung bis hin einer Verlagerung des Flussbetts. Solche Maßnahmen sind aber noch Zukunftsmusik.
Die aktuellen Arbeiten mit dem 150 PS starken Spezialbagger, der tatsächlich mit seinen vier Beinen durch das Wasser schreitet, haben einen weiteren Effekt: Die Wasserbausteine dienen Köderfliegenlarven als Lebensraum. Beide gehören aber nicht an den Niederrhein, sondern in Mittelgebirge (Sauerland). Nimmt man die Steine weg, entzieht man den Larven den Lebensraum, was wiederum die Biologen freut: Der Erfüllung der Zielvorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinien komme man so einen Schritt näher, sagt Dietmar Schitthelm.
Die entfernten Steine werden auf dem Gelände des Niersverbandes gelagert. Sie können später an anderer Stelle verwendet werden.