Theater am Lise-Meitner-Gymnasium Anrath LMG-Schüler proben für die große Premiere
Willich · Schüler des Literaturkurses am Lise-Meitner-Gymnasium präsentieren am 10. und 11. Juni die Krimikomödie „Entführung auf Umwegen“ im Forum der Schule. Worauf die Regie bei den letzten Proben vor der Premiere achtet.
Die Luft scheint wie elektrisiert. Im großen Raum neben der Bühne im Forum des Lise-Meitner-Gymnasiums in Anrath herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Aus Kartons werden Requisiten herausgenommen und auf die Bühne getragen. Zurufe und Fragen quirlen durcheinander. Inmitten der ganzen Betriebsamkeit steht Anne Tendyck mit ihrem Klemmbrett voller Notizen wie ein ruhender Pol. „Heute ist die erste Probe zusammen mit der Technik – und da geht es ein wenig turbulent zu“, bemerkt die Literaturlehrerin lachend.
Auf der Bühne leuchten grüne Strahler auf und lassen die breite weiße, teils geraffte Gardine, die eben noch eine Wohnzimmerfenster-Dekoration war, wie einen Tannenwald wirken.
„Das war ganz schön kniffelig, dass wir dieses Bühnenbild so hingekriegt haben. Wir verwandeln das Wohnzimmer dank des grünen Lichts von unten und oben innerhalb von Sekunden in einen Tannenwald. Für einen Umbau komplett mit Bäumen würde die Zeit nicht reichen. Wir stellen lediglich noch ein paar Tannen hinzu und haben eine perfekte Waldillusion“, sagt Beate Krempe, die gerade den eigens gebauten mobilen Foodtruck von einer Bühnenseite auf die andere schiebt.
Die Anrather Künstlerin ist wieder einmal in den Bereich Bühnenbild eingebunden. Zusammen mit den Oberstufenschülern des Literaturkurses hat Krempe das Bühnenbild entworfen und Dinge wie Tresor, Plattenschrank und einiges mehr gebaut. Diesmal führt der Literaturkurs von Tendyck das Stück „Entführung auf Umwegen“ auf. Da die Krimikomödie mit sozialen Hintergrund von Astrid Hoffmann sehr viele Schauspieler benötigt und die 15 Kursteilnehmer trotz Mehrfach-Besetzungen nicht alle Rollen umsetzen können, spielt erstmalig auch die Theater-AG des Gymnasiums mit. Die Fünft- und Sechstklässler übernehmen den Part einer Kindergruppe einer sozialen Einrichtung, die innerhalb des Stücks im Wald angetroffen wird.
Vor der Bühne ist unterdessen das klassische Aufwärmen der Schauspieler angelaufen – und dabei kommen auch Korken zum Einsatz. Der Satz „Langsam, laut und deutlich sprechen“ ist synchron von allen 15 Literaturkursteilnehmern zu hören. Dabei muss immer wieder ein wenig gekichert werden, denn wenn man, einen Korken zwischen den Schneidezähnen festhaltend, diesen Satz sagen soll, führt das schon einmal zu leichten Grimassen. „Das ist eine typische Sprachübung, die zudem daran erinnert, worauf es beim Sprechen auf der Bühne ankommt“, sagt Tendyck, die sich inzwischen vor ihrem Regiepult eingefunden hat.
Letzte Absprachen mit der Technik im hinteren Bereich des Forums, dann ist es so weit. „Wir zählen runter“, gibt Tendyck vor. Durch das Forum schallt es mehrstimmig: „Fünf, vier, drei, zwei, eins, los“. Kaum ist die Ansage verklungen, ertönt laute Musik – und Jan-Hendrik in der Rolle des Familienvaters Reinhard marschiert mit Aktentasche in der Hand und Sonnenbrille auf der Nase in Richtung Bühne, wo seine Frau Sabine, gespielt von Mara, im heimatlichen Wohnzimmer mit dem Putzen beschäftigt ist.
Die Begrüßung der beiden geht in der Musik unter. Ein heftiges Abwinken von Tendyck in Richtung der Technik. „Wenn sich Reinhard auf die Couch setzt, müsst ihr die Musik direkt runterfahren. Mara, du wartest, bis die Musik weg ist, danach begrüßt du deinen Mann. Nochmal alles auf Anfang“, sagt Tendyck. Die erste Szene wird erneut durchgespielt – und diesmal mit dem gewünschten Timing.
Die Geschichte über eine chaotische Familie, zwei überforderte Entführer, eine Hobbydetektivin à la Sherlock Holmes, die auf einer eigens aufgebauten Nebenbühne vor der Hauptbühne ihr perfekt eingerichtetes Holmes-Zimmer hat, nimmt ihren Lauf. Texte, Mimik und Gestik sitzen, jeder Darsteller ist perfekt in seine Rolle geschlüpft. Lediglich an den Feinabstimmungen zwischen dem eigentlichen Schauspiel und der Technik gilt es noch, hin und wieder etwas zu korrigieren.
Aber bis zu den Aufführungen am Freitag und Samstag, 10. und 11. Juni, wird auch das perfekt sitzen – und die Entführung von Clara und Antonia, die mit einem etwas ungewöhnlichen Ergebnis aufwartet, kann anlaufen.