Schüleraustasch: Im dunklen Blazer durch Tasmanien

Die Schülerin Philippa Thelen erhielt vom Rotary-Club Kempen-Krefeld ein Stipendium.

Vorst. In einer Bücherei verstecken spielen, einen echten Tasmanischen Teufel streicheln und eine Kostümparty zum eigenen Geburtstag - das sind drei Erlebnisse, die Philippa Theelen während ihres einjährigen Aufenthaltes auf der australischen Insel Tasmanien hatte.

"In dieser Zeit bin ich eigenständiger und erwachsener geworden", sagt die 17-jährige Vorsterin, die derzeit die zwölfte Klasse an der Liebfrauenschule in Mülhausen besucht. Ermöglicht hat ihr diese Zeit ein Stipendium vom Rotary-Club Kempen-Krefeld. Dieser gehört zum Rotary-District 1870 und umfasst 73 Clubs auf lokaler Ebene.

Um an ein Stipendium des Jugendaustauschprogramms zu kommen, brauchen Anwärter gute Noten. "In Englisch hatte ich damals nur eine Drei", sagt Philippa Theelen und will so anderen Bewerbern die Schwellenangst nehmen. Anderthalb Jahre vor ihrer Abreise bewarb sie sich und brachte viele Rotary-Interviews hinter sich. Australien war neben Kanada und Finnland ihr größter Wunsch. Am 23. Juli 2009 ging schließlich der Flieger.

"Neben sozialen Projekten liegt uns der Austausch besonders am Herzen", sagt Bruno Wirth, Jugenddienstbeauftragter beim Rotary-Club Kempen-Krefeld. Junge Leute sollen andere Kulturen kennen lernen und Völkerverständigung leben, deren Fundament ein Austausch sein kann.

Von Anfang an mit dabei war ein dunkelblauer Blazer mit goldenen Knöpfen. "Den hatte Rotary vorgeschrieben", erklärt Philippa. Dazu gab es 200 Ansteck-Pins, die sie im Laufe der Reise mit anderen Reisenden tauschte. Am Ende war das eigene Jacket drei Kilo schwer und voller internationaler Souvenirs.

Das Leben auf Tasmanien bot viele neue Einblicke: Weihnachten bei 30 Grad mit Wasserschlacht, viel Kitsch und Essen beispielsweise. Oder die Pausenfächer an der Schule wie "Professionell schummeln bei Kartenspielen". Hinzu kamen viele Sportarten wie Wellensurfen oder Kajakfahren auf dem offenen Meer. Auf 3000 Fotos hielt Philippa Theelen ihr australisches Jahr fest.

Verbracht hat sie es bei vier Gastfamilien, mit jeder drei Monate lang. Im Gegenzug nehmen ihre Eltern ebenfalls vier Schüler für jeweils drei Monate auf, darunter die Australierin Megan. Die anfallenden Kosten bezahlen sie, ebenso Flug, Versicherung und Taschengeld für die eigene Tochter. So wird der Austausch international und bezahlbar.

Der Austausch enthält Erlebnisse von bleibendem Wert: Etwa dann, wenn man mitten im Outback mit dem Auto festsitzt und auf Hilfe aus dem Hubschrauber warten muss. Für Philippa jedenfalls war es ein spannendes Jahr in "Down Under".