St.-Sebastianus-Bruderschaft Anrath Elektrokutschen und viel Tradition beim Schützenfest
Anrath · Mit Swenja I. Nießen gibt es jetzt zum vierten Mal in der Geschichte der Anrather Bruderschaft eine Schützenkönigin. Neu ist, dass Elektrokutschen zum Einsatz kommen. Doch es gibt auch viel Altbewährtes.
In Anrath wird vom 30. August bis zum 2. September Schützenfest gefeiert – und es ist wie immer das letzte Schützenfest auf Willicher Stadtgebiet in diesem Jahr. Das allein ist ein Grund, dieses Fest zu besuchen. Es gibt aber noch einen weiteren Grund, sich dieses Schützenfest nicht entgehen zu lassen. Im zweitgrößten Stadtteil von Willich versteht man nämlich zu feiern – und diese Feierlaune ist meist auch ansteckend.
Es gibt auch in diesem Jahr
wieder Pflaumenkuchen
Es ist das erste Schützenfest für den im vergangenen Jahr gewählten neuen Brudermeister Marius Klümpen. Und der 2. Brudermeister ist eine Brudermeisterin. Sie heißt Daniela Kempen. Sie war corona-bedingt von 2021 bis 2022 Schützenkönigin. Im November 2023 hatte sie mit einigen bekannten Gesichtern eine neue Gruppe gegründet – die Gruppe Herzdame.
Diese Informationen zeigen exemplarisch, wie viel Dynamik in der rund 200 Mitglieder starken St.-Sebastianus-Bruderschaft 1463 Anrath steckt. Mit Swenja I. Nießen gibt es jetzt zum vierten Mal in der Geschichte der Anrather Bruderschaft eine Schützenkönigin. „Als Kind einer Schützenfamilie lag es schon ziemlich nahe, einmal Schützenkönigin zu werden“, sagt die Königin, die den Königsvogelschuss noch keine Minute bereut hat. Die Königin ist 30 Jahre alt. Ihr 31 Jahre alter Ehemann tritt als Prinzgemahl Beni I. Nießen auf und kommt bestens damit klar, dass seine Frau jetzt Königin ist. Das Paar hat zwei Kinder: Hanna ist acht Jahre alt und gehört zu den jüngsten Mitgliedern der neuen Gruppe „Herzdamen“. Sohn Johannes ist vier Jahre alt.
Der 1. Minister heißt Stefan Haase. Der 38-Jährige gehört seit dem Jahr 2000 den Meisterschützen an. Die 2. Ministerin heißt Lina Frings. Die 25-Jährige ist die kleine Schwester der Königin. Sie ist aktuell hochschwanger. Die Königsoffizierin ist Helga Nix. Sie ist in Bezug auf das Schützenwesen kein unbeschriebenes Blatt: Die 59-Jährige war vor sieben Jahren Schützenkönigin in Anrath. 2019 war sie dann erneut Königin. Seit 1982 fühlt sie sich dem Schützentum eng verbunden.
Was bei diesem Schützenfest neu sein wird: Der Vorstand hat zwei Elektrokutschen gemietet, solarbetrieben und ganz ohne Pferde-Stärken. Preiswerter als die Pferde als klassische Zugtiere für Kutschen ist diese Alternative nicht, aber das junge und der modernen Technik gegenüber aufgeschlossene Königshaus wollte mit den E-Kutschen ein Zeichen setzen. „Wir wollen das einfach mal ausprobieren“, sagt die Königin. Die Kutschen werden aus Köln gebracht. In Düsseldorf sind sie längst etabliert. Die Pferde werden aber wegen der zwei E-Kutschen nicht aus dem Regiment verbannt.
Neuer Platzmajor ist Alexander Rose. Die Herzdamen gehen zum ersten Mal mit. Sie legen einen Blitzstart hin und starten als die mitgliederstärkste Gruppe. Der erste Tag, der Freitag, war in der Vergangenheit immer der am besten besuchte Tag. Das dürfte dieses Jahr nicht anders sein. Präsident Alexander Oerschkes, der in persönlich schwierigen Zeiten viel Kraft aus der Gemeinschaft der Schützen geschöpft hat, wird das Fest am Freitag um 20 Uhr eröffnen. Wenig später wird das amtierende Königshaus in das Festzelt einmarschieren.
Ein Schützenfest ist geprägt von Traditionen. Diese Tradition ist nie hinterfragt worden: Am Schützenfest-Samstag gibt es für die Bewohnerinnen und Bewohner wieder frischen Pflaumenkuchen. Die Jungschützen übergeben dieses seit über 70 Jahren unverändert beliebte Backwerk. Im Jahr 2000 hatte die Anrather Bruderschaft eine Innovation eingeführt, indem sie den Eintritt ins Festzelt abgeschafft hatte. Das Königshaus verzichtet auf Blumen und Geschenke und bittet stattdessen um Spenden für den Verein „Gutes beginnt im Kleinen“. Seit zehn Jahren engagieren sich die acht Vereinsmitglieder mit Unterstützung der Anrather Bevölkerung für sozial benachrichtigte Kinder und Jugendliche und die Hospizbewegung.