St. Tönis: Etwas Rücksicht sollte schon sein
Wie vertragen sich Radfahrer und Fußgänger in der St. Töniser City? Das Verhältnis ist nicht immer ohne Konflikte.
St. Tönis. Vertragen sich Radfahrer und Fußgänger in der St. Töniser Innenstadt? Oder gibt’s schon mal Stress? Bei einer Umfrage vor Ort gehen die Meinungen erheblich auseinander, wobei sich Pro und Kontra letztlich die Waage halten.
"Das ist hier vorbildlich und konfliktfrei geregelt, anders als in München oder Münster", sagt etwa Harald Herzig (40). Wenige Meter weiter, im asphaltierten "Biervorgarten" von Haus Wirichs, stellt der direkte Anwohner Heinz Müller (75) fest, dass es dort immer wieder zu Beinahe-Zusammenstößen zwischen Radfahrern und Fußgängern komme: "Ein Wunder, dass noch nichts Schlimmeres passiert ist."
"Man muss halt aufpassen und gegenseitig Rücksicht nehmen", sagt Hermann Blömer (65), der gerade in dem verkehrsberuhigten Bereich seinen einjährigen Enkel Jonas im Kinderwagen spazieren fährt.
Wie schnell aber dort etwas passieren kann, zeigt sich kurz danach vor dem Spielwarenladen: Die dreijährige Selina sieht draußen in der Auslage einige Plüschtiere und löst sich in Sekundenschnelle von der Hand ihrer Mutter. Sie hat Glück, das dort in dem Moment kein Radfahrer vorbeikommt.
Mit dem Rad ist der 69-jährige Gerhard Janhsen unterwegs. "Ich nehme das Rad hier mit, weil ich Angst habe, es wird mir gestohlen, wenn ich es irgendwo abstelle und dann zu Fuß unterwegs bin." Dem langjährigen Fußball-Trainer sind im Laufe der Zeit zahlreiche junge Radler aufgefallen, "die hier sogar ein Wettrennen veranstaltet haben."
Einige ältere Damen erzählen, dass sie zu Fuß nicht mehr so gut unterwegs sind und dass sie es daher begrüßen, mit dem Rad bis vor die Geschäfte fahren zu können.
Wobei es die Rentnerin Gertrud Pawlas gut fände, wenn die Radfahrer es etwas langsamer angehen ließen: "Mit meinem Rolllator muss ich nämlich immer mehr in die Straßenmitte ausweichen, da die Eingänge zu einigen Geschäften immer mehr durch Auslagen oder Ständer blockiert sind."
"Ich würde meine Kinder hier nicht alleine auf den Schaukelpferden spielen lassen", sagt mit besorgtem Unterton die Inhaberin des Kindermodengeschäftes "Ui Jui", Nicole Tok (30).
Auch ihr Nachbar und Vater zweier Kinder, Tino Monaco (36) von den "Oiink-Accesoires" kann dem nur beipflichten: "Man könnte das Rad doch auch schieben, dass ist doch hier nur ein kurzes Stück."
Eine Frau aus Köln, die im Rollstuhl gerade zum ersten Mal von ihren Kindern durch den Bereich gefahren wird, freut sich über den Trubel, der dort herrscht.
Einige der Befragten äußern sich positiv zum Nebeneinander von Radfahrern und Fußgängern, wie etwa Anke Kallen(66): "Eine kritische Situation habe ich hier noch nicht erlebt."
Auch Andreas Lessenich, Inhaber einer Spielwarenhandlung, hat den Eindruck, dass "hier relativ vorsichtig gefahren" wird. Das meint auch Astrid Voormann (48): "Aus meiner Beobachtung wird sehr rücksichtsvoll miteinander umgegangen."