St. Tönis: Sturm aufs Frühstücksbüfett im Schulzentrum Corneliusfeld

Seit 1992 läuft das Schulfrühstück im Schulzentrum Corneliusfeld wie geschmiert – weil so viele Eltern die Butter aufs Brot bringen.

St. Tönis. 9.15 Uhr: Flure und Gänge des Schulzentrums Corneliusfeld sind menschenleer. Schüler und Lehrer sind im Unterricht. "Wo geht’s denn hier zum gesunden Frühstück?" Eine Dame mit Schlüssel in der Hand weist den Weg. "Nehmen wir ausnahmsweise mal die Abkürzung durchs Forum", sagt sie. Zu sehen ist noch nichts und niemand. Aber ein anderes Sinnesorgan meldet: "Wir sind gleich da." Die Nase wittert Frühstücks-Aroma. Es ist der Duft aufgeschnittener Brötchen, belegt mit Salami oder Schinken, dazu der frischer Brezeln. "Da sind wir!"

Eine Kulisse, wie gemacht für einen Werbespot für Waschmittel: Hinter der sieben Meter langen Theke stehen Frauen in strahlend weißen Kitteln, rücken hier ein Tablett zurecht, stellen da noch Schälchen mit Quark nach. Das sieht propper und appetitlich aus. Jeder Handgriff sitzt. Das Team ist eingespielt, über Jahre.

Ina Tasyürek gehört dazu. Seit 2000 engagiert sich die Mutter ehrenamtlich für das gesunde Schulfrühstück, das Michael-Ende-Lehrer Udo Löwe und Monika Röttsches, heute Rektorin der Realschule, 1992 initiiert haben. Ina Tasyürek ist eine von zurzeit 120 Müttern und einem Vater, die, eingeteilt in 16 Gruppen, dienstags, mittwochs und donnerstags in der ersten Pause Sandwiches oder Gemüse-Spieße verkaufen. Für die Spieß-Kreationen ist heute Iris Förster zuständig.

"Ich bin seit drei Jahren dabei", sagt sie und präsentiert ihr Finger-Food für 40 Cent das Stück: Tomate, Würstchen, Paprikastückchen in drei Farben, Käse, Mini-Frikko und ein Gürkchen, aufgespießt zum Selbstkostenpreis. Das ist nur möglich, weil die Eltern ehrenamtlich arbeiten und Sponsoren aus der Region das gesunde Frühstück mit Waren und Rabatten unterstützen.

Violetta Heuser und Roswitha Gensch nehmen ihre Position hinter der Theke ein. "Das größte Kompliment ist für uns, dass die Schüler in Scharen kommen." Lange warten müssen sie nicht auf ihre Stammgäste. 9.25 Uhr packen die ersten Frühstücks-Kunden Obst und halbe Brötchen aufs Tablett. "Renner sind die Brezel", wissen die Frauen, die jetzt bereit sind für den Ansturm.

Zehn Minuten später stehen Schüler in Trauben vor den Plastikhauben, rasend schnell leeren sich die Tabletts dahinter.

Kseniya aus der 5a kaut genüsslich ihre Brezel. Dafür und für den bunten Spieß hat sie 70 Cent gezahlt. "Schmeckt gut. Wir kommen oft hierher", spricht sie auch für ihre Freundinnen Anna und Annika. 9.45 Uhr ist die Theke wie leergefegt, nur noch zwei Tabletts sind belegt.

Das Team hat gut kalkuliert und eingekauft. Während die Schüler zurück in die Klassen gehen, beseitigen die Mütter die letzten Krümel des Morgens: Fegen, spülen und abrechnen. Um 10.15 Uhr ist alles blitzblank, verstaut und verdaut, als habe es den Stress während des Pausen-Verkaufs nicht gegeben.

Joachim Schieblon, Lehrer am MEG, der mit Realschul-Kollegin Barbara Kockerols das gesunde Schulfrühstücks organisiert, ist immer wieder angetan vom reibungslosen Ablauf: "Das ist ein positives Engagement der Eltern, die hochgradige Zuverlässigkeit mitbringen." Das beste Kompliment geben am Ende die Geschmackssinne: Schmeckte lecker wie bei Muttern.