St. Tönis: Trinkgeld für die Weckmann-Boten
Seit 30 Jahren verteilen die Kirchenfeld-Schüler Weckmänner an Senioren ab 75 Jahre.
St. Tönis. Im Textilraum der Hauptschule Kirchenfeld herrscht rege Betriebsamkeit. Immer wieder kommen Schüler hinein und nehmen sich Kartons mit Weckmännern mit.
Auch Hendrik Zimmermann (15 Jahre), Schüler der 9b, und Timo Schönen (14 Jahre) aus der 8a gehören zu denjenigen, die am Dienstag Weckmänner im Auftrag des St. Martins Komitees St. Tönis rund bringen. Sie sind für den Bereich Alte Weberei, Wasserturm, Westring und Schluff eingeteilt.
28 Weckmänner wollen sie an die Senioren über 75 Jahre verteilen. "Wenn keiner aufmacht, probiert es bei den Nachbarn oder bringt den Weckmann und das Adresskärtchen wieder mit zurück", gibt Lehrerin Ursula Raupach den beiden noch letzte Anweisungen mit auf den Weg.
Dann geht es los. Timo schleppt den Karton mit den Weckmännern. Zur Alten Weberei 98 lautet die Anschrift, wie Hendrik der ersten Karte entnommen hat. Per Fahrrad wird besagte Adresse angesteuert. Ein bisschen aufgeregt seien sie schon, geben beide zu. Immerhin sind sie zum ersten Mal im Auftrag des Komitees unterwegs.
Die Hausnummer ist schnell gefunden. Johanna Margarete Schmidt lugt zur Wohnungstür hinaus. "Wir kommen von der Hauptschule Kirchenfeld und bringen Ihnen in Vertretung des St. Martin-Komitees Ihren Weckmann." Timo hat seinen Begrüßungssatz gut einstudiert. "Das ist aber nett. Dankeschön", strahlt Schmidt und nimmt den Stutenkerl in Empfang.
"Wir bekommen auch einen", ertönt nahezu zeitgleich eine Stimme hinter den beiden Schülern. Nachbarin Hiltrud Hüskes möchte den Mann mit Pfeife für ihren Lebenspartner Richard Suchanek entgegen nehmen. Hendrik kontrolliert die Karten. Und siehe da, es stimmt. Suchanek ist der nächste Senior, der beschert wird.
Die nächste Hausnummer entpuppt sich als trickreich. Die 88 prangt nämlich genau über einer Arztpraxis. Eine andere Eingangstür ist nicht zu sehen. "Wir gehen fragen", sagt Timo entschlossen und findet mit entsprechender Beschreibung so auch zu Klara Helbig.
Die strahlt, als sie die beiden Jungs mit dem Weckmann sieht. Es gibt sogar ein kleines Trinkgeld fürs Bringen. Das "Dankeschön" von Timo und Hendrik kommt voller Staunen. "Damit haben wir nicht gerechnet", sagt Hendrik. Schließlich sei es Ehrensache zu helfen, die Gabe rund zu bringen. Und schon geht es weiter. Schließlich sind noch 25Weckmänner zu verteilen.