Tönisvorst: Gedenken an die Opfer der Nazi-Brutalität

Schüler und der Bürgermeister erinnerten an die Verbrechen in der Pogromnacht.

Tönisvorst. "Erzählt euren Mitbürgern, warum wir hier waren - auf dass es nicht wieder geschieht." Mit dieser eindringlichen Bitte beendete Bürgermeister Albert Schwarz am Mahnmal an der Kolpingstraße die Gedenkstunde zum Jahrestag der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938.

Rund 100 Bürger fanden sich am Sonntagabend gegenüber dem Grundstück ein, auf dem vor 70 Jahren noch die St. Töniser Synagoge stand, die dem Pogrom zum Opfer fiel. Unter den Teilnehmern befanden sich auch viele Schüler des Michael-Ende-Gymnasiums, die wie schon im Vorjahr in einem Lichterzug von der Pfarrkirche zur Gedenkfeier gezogen waren.

Dem Aufruf der Schülermitverwaltung hatten sich auch Lehrer des Gymnasiums angeschlossen, sowie Eltern und Passanten. Gemeinsam wollte man der Geschichte gedenken, aber auch zeigen, dass diese dunkle Zeit sich nicht wiederholen darf. Am Mahnmal traf sich die Gruppe mit den anderen Besuchern der Gedenkstunde, stellte die Kerzen auf und ließ Ruhe einkehren.

Ruhe, die Bürgermeister Albert Schwarz für seine nachdenkliche Rede brauchte. Erinnerte er doch nicht nur daran, dass vor 70 Jahren in St. Tönis noch eine Synagoge stand.

Er gab auch der Brutalität der Nazis ein Gesicht, indem er von Isaak Kaufmann berichtete: Der jüdische Mitbürger war von den Nazis an einen Sessel gefesselt worden, den sie versucht hatten, anzuzünden. Schwarz erinnerte an die Qualen, die dem jüdischen Volk - auch in Tönisvorst - noch bevorstanden.

Bis hin zu den Transporten in die Vernichtungslager. Mit einem Nachruf allein, so Schwarz, sei es allerdings nicht getan. Er gab zu bedenken, dass Gruppenzwang dahin führen könne, dass einzelne Mitglieder Dinge tun, die sie allein nicht tun würden, und viele dann nicht den Mut aufbrächten, sich gegen die Gruppe zu stellen. Ein gefährlicher Prozess, wie Schwarz resümierte, der vor 70 Jahren zu vielen Brutalitäten geführt habe.

Deshalb freute er sich über die Aktion der Schüler, die diese aus eigener Entscheidung organisiert hatten, um gegen das Vergessen aufzustehen. Pfarrerin Daniela Bücher-Bruch und Pastor Klaus Stephan Gerndt trugen anschließend als Gebet mit und für Israel noch Auszüge aus dem Psalm 74 vor.

Es folgten Momente des stillen Gedenkens, bis Bürgermeister Schwarz die Gedenkfeier auflöste, mit der Bitte, denen, die nicht da waren, davon zu erzählen.